über Arthrose Behandlungen, Lesenswertes, Operative Eingriffe, Persönliches, Schmerzen, Sport

Durch Bewegung wird die Muskulatur angeregt, zu wachsen

An diese Worte erinnere ich mich sehr genau. Nach einem Unfall hat mir ein Handchirurg genau erklärt, warum das so wichtig ist. ein Band war direkt an einem Fingerknochen abgerissen. Unmöglich, damals, es wieder anzunähen. Aber an den Knochen gibt es sozusagen Ersatzanschlüsse. Aus ihnen können neue Bänder wachsen. Aber nur durch Belastung wird der Wachstum angeregt. Auch wenn ich jetzt Schmerzen hätte, müsste ich die Hand unbedingt bewegen.

Er hat mir auch die Geschichte von einer Frau erzählt, bei der an einer Hand alle Finger wieder angenäht wurden. Sie hatte natürlich am Anfang auch viele Probleme mit ihrer Hand zu arbeiten. Eines Tages kam sie zu einer Nachuntersuchung. Ihre Hand war wieder voll beweglich, ohne Einschränkungen. Sie ist umgezogen und musste selbst anpacken. Während dieser Zeit haben sich dann die Verbesserungen an ihrer Hand eingestellt.

Ich werde bald auch Frankfurt verlassen. Seit 14 Tagen bin ich am Packen und Aufstapeln der Umzugskartons. Ohne fremde Hilfe. Meine Hände haben anfangs sehr geschmerzt und die Morgensteifigkeit war sehr stark. Trotzdem habe ich weiter gemacht. Ich habe immer wieder das Bild des Arztes vor mir. Wie er seine Hand hochhält und seine Finger einzeln, nacheinander bewegt, während er mir das alles berichtet hat. Die Versteifungen und Schmerzen in meinen Händen sind seit heute Morgen weg.

Welche positiven Effekte Bewegung und Sport haben, wissen wir alle. In sechs Gemeinden in Norwegen wurde medizinisches Personal über die neuesten Behandlungsmöglichkeiten informiert und angeleitet ihren Patienten Physiotherapie zu verordnen. Die Patienten nahmen auch an einem Bildungsprogramm über Arthrose teil. Die Ergebnisse waren sehr positiv. In den Gemeinden in denen die Patienten an dem Bewegungsprogramm teilgenommen hatten, verbesserte sich nicht nur der körperliche Zustand. Sie waren auch mit ihrer Versorgung zufriedener. Nur 4 % der Patienten erhielten einen Gelenkersatz. In der Vergleichsgruppe mit Probanden ohne Aktivitätsmaßnahmen benötigten 11% eine Prothese/Prothetik.

EULAR (Europäische Rheumaliga) hat bereits in einem Gutachten zur Behandlung von Schmerzen darauf hingewiesen, dass zur Versorgung der Patienten, mehr ausgebildetes Fachpersonal benötigt wird. In seinen Empfehlungen raten Experten den Anteil an Medizinischem Personal zu erhöhen, um so eine bessere Versorgung der Betroffenen zu gewährleisten. Zusammen mit den Patienten sollen die individuellen Bedürfnisse und Probleme besprochen werden. Dies soll dann die Basis für ein Behandlungsprogramm werden. Zusätzlich dazu müssten Betroffene eine Schulung erhalten.

Ich erlebe bis heute, dass viele Mediziner ihre Patienten nicht über die positiven Effekte von Bewegungstherapien hinweisen. Statt dessen werden Hyaluronsäure- und Kortison Injektionen, Arthroskopie u.v.m. verordnet. Obwohl bei vielen Behandlungsmethoden ein Placeboverdacht besteht und sie erhebliche gesundheitliche Risiken haben.

Physiotherapie und Sport können Gelenkersatz bei Osteoarthritis hinauszögern, Dtsch.es Ärzteblatt, 28. August 2020, https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=115990&s=EULAR

Höhere Qualität der Versorgung und weniger Chirurgie nach Umsetzung der Arthrose-Richtlinien in der Primärversorgung – Langfristige Ergebnisse einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie, N. steres, T. Moseng, L. van Bodegom-Vos, U.-B. Schjervheim, T. Vlieland, K. Hagen, Alle Autoren anzeigen, NUR ABSTRAKT| BAND 28, SUPPLEMENT 1, S439-S440,01. APRIL 2020, DOI:https://doi.org/10.1016/j.joca.2020.02.684PlumX-Metriken

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Kortison Injektionen versus Physiotherapie

haben Forscher untersucht. Aus eigener Erfahrung kenne ich das sehr gut. Sobald Orthopäden Schmerzen in Achillessehnen, Händen, Hüften, Knien behandeln, geben sie gerne Injektionen mit Kortison. Wir wissen ja, welche gesundheitlichen Risiken bei Kortison Injektionen bestehen. Selbst bei einmaligen / kurzzeitig angewendeten Kortison Behandlungen sind die negativen Auswirkungen auf unseren Körper noch nicht bekannt.

Gelenkkopf und -pfanne passen bei mir nicht richtig zueinander. Angeblich könne ich deshalb nicht meine Knie richtig anwinkeln. Mein Orthopäde meinte damals, ich müsse nicht alles machen. Ich habe einen Bericht über einen Tanzlehrer im Fernsehen bei den Bewegungsdocs gesehen. Der hatte auch Probleme mit seinen Knien. Die Kniescheibe war verrutscht. Mit Kräftigungs- und Dehnübungen konnte er seine Schmerzen reduzieren.

Krafttraining und viel Walken, Gehen habe ich schon gemacht. Dann konnten bei mir die Schmerzen und das Ziehen nur durch eine verkürzte vordere Oberschenkelmuskulatur entstehen. Das war meine Vermutung. Tatsächlich, durch regelmäßiges, intensiveres Dehnen nach und vor dem Sport hat sich die Beweglichkeit deutlich verbessert.

Eine andere Forschungsarbeit hat sich mit der Behandlung von Schmerzen in der Hüfte beschäftigt. Bei dieser Studie wurde die Physiotherapie mit einer Schulung verknüpft.

Visual abstract, showing the study population, design and primary outcomes.

Ich hatte im letzten Sommer Schmerzen im hinteren Oberschenkel, die bis zur Hüfte ausstrahlten. Mein Orthopäde vermutete, dass ich eine Schleimbeutelentzündung hätte. Ich habe zu dieser Zeit regelmäßig Krafttraining gemacht. Ich bin gewalkt und sehr viel zu Fuß unterwegs gewesen. Täglich fast 10 000 Schritte.

Zuerst führte mein Orthopäde die Schmerzen auf einen verspannten Piriformis zurück. Aufgrund sitzender Tätigkeit. Ein Widerspruch an sich. Ich habe auch dafür passende Dehnübungen bei den Bewegungsdocs gefunden. Im Kraftsport habe ich die Gewichte reduziert und auch weniger trainiert. Verbesserungen habe ich schon gespürt.

Dagegen haben Akupressur, Massage und Kortison nur kurzzeitig geholfen. Pain ist wieder 1 bis 2 Tage nach den Behandlungen zurück gekehrt. Einige Wochen später hatte ich beruflich viel zu tun. Ich habe dann ca. 14 Tage gar kein Training gemacht. Auf einmal waren meine Beschwerden weg.

Auch die Steifigkeit in meinen Händen hat sich vermindert. Ich mache regelmäßig Fingerübungen. Die kann ich ganz leicht jederzeit und überall machen. Während der Busfahrt zur Arbeit, während dem Fernsehen etc. Ich weiß von Betroffenen, dass sie wegen der Arthrose in den Händen Kortisontabletten einnehmen müssen.

Alle Studien zeigen auf, dass nur durch Bewegung die Gelenkfunktionalität erhalten bleibt. Dabei werden Schmerzen reduziert. Die Belastbarkeit, Beweglichkeit und der Bewegungsradius verbessert.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Christiane bedanken. Sie hatte darum gebeten, etwas über Probleme im Knie zu schreiben. Ich hatte schon vor einiger Zeit die Studien gefunden. War aber noch nicht so weit, darüber etwas zu posten. Und ein Beitragsthema für diese Woche hatte ich auch noch nicht im Kopf. Durch Christiane und ihre Frage ist diese Idee entstanden. Vielen Dank.

Physikalische Therapie versus Glukokortikoid-Injektion bei Arthrose des Knies, Gail D. Deyle, D.Sc., Chris S. Allen, D.Sc., Stephen C. Allison, Ph.D., W. Gill, D.Sc., Benjamin R. Hando, D.Sc., Evan J. Petersen, D.Sc., Douglas I. Dusenberry, M.S., I. Rhon, D.Sc. https://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1905877?listPDF=true
Bildung plus Übung versus Kortikosteroid-Injektion verwenden im Vergleich zu einem abwartenden Ansatz auf globale Ergebnisse und Schmerzen aus Gluteal-Teninopathie: prospektive, einmal blinde, randomisierte klinische Studie, BMJ 2018; 361 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k1662 (veröffentlicht am 02. Mai 2018)

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Zu Risiken und Nebenwirkungen bei Arthrose Behandlungen

wird in der praktizierten Medizin gerne geschwiegen. Ihr könnt Euch gerne mal die Beipackzettel Eurer Medikamente durchlesen. Auch die der frei käuflichen.

Aber auch einige operative Eingriffe bringen Risiken mit sich. Ich bin auch in anderen sozialen Medien unterwegs. In den Arthrose Gruppen dort habe ich schlimme Berichte von Betroffenen gefunden. Nach einer Arthroskopie am Knie, war eine Frau mehrere Monate bettlägerig. Sie konnte ihr Bein nicht sofort bewegen. Das ist ja schon schlimm genug. Damit sie nicht auch noch an einer Thrombose erkrankte, musste sie zusätzlich Medikamente einnehmen.

Eine Rheumatologin hat durch eine Meta-Analyse eindeutig festgestellt, dass viele Behandlungen bei Arthrose gar nicht nötig sind. Dazu gehört auch die Arthroskopie, Kortison, Opioide. Sie hat sich viele Studien angeschaut und dabei beobachtet, dass Placebo Behandlungen genauso gut sind wie Medikamente, Operationen, alternative Behandlungsmethoden und Heilmittel.

In meinem Beitrag Schmerzen habe ich Euch schon einmal von dem Placebo Verdacht bei Opioiden berichtet und dass mit Autogenem Training, Meditation, Suggestion Schmerzen auch sehr effektiv reduziert werden können. Und wir sollten nicht vergessen, wie gefährlich die Einnahme von Schmerzmitteln ist. Die Opioid-Krise in Amerika zeigt das ganz deutlich.

Anscheinend brauchen wir immer irgendetwas, damit es uns besser geht. Unseren Selbstheilungskräften vertrauen wir nicht. Mir ging es am Anfang auch so. Ich habe eine Menge ausprobiert. Ingwer, Kurkuma, die Gewürzmischung Cumin-Muskatnuss-Koriander, Hagebuttenpulver. Dabei bin ich selbst Naturwissenschaftlerin.

Auch Injektionen mit Hyaluronsäure habe ich mir spritzen lassen. Nach 4 Monaten waren die Schmerzen wieder da. Heftiger denn je. Um nicht die Torturen zu vergessen: Nach einer Spritze war mein Daumen ca. 2 Tage völlig unbeweglich. Bei jedem Bewegungsversuch Schmerzen. Nach einer weiteren Spritze war meine ganze Hand betroffen. Jede Bewegung ein Schmerz. Auch die Wirksamkeit von Hyaluronsäure Injektionen wird in der oben genannten Meta-Analyse in Frage gestellt.

Ich habe mich dann selbst auf die Suche nach Forschung, Studien, wissenschaftlichen Abhandlungen gemacht. Bis ich die Ergebnisse von Scheinakupunktur, Arthroskopie und die zusammenfassende Auswertung von Placebo Behandlungen gefunden habe.

Wenn das alles nicht hilft, was bisher meine Ärzte verordnet und verschrieben haben. Dazu gehört auch Physiotherapie. Was kann mir dann noch helfen? Auch eine Ernährungsumstellung und Intervallfasten haben nur zeitweise geholfen. Und ich hatte damals schon vor meiner Diagnose Kraftsport gemacht. Für einen Gelenkersatz war ich noch zu jung.

Die Schmerzen waren zwar nur leicht. Sie verschwanden aber auch für einige Zeit. Fast hätte ich das MRT abgesagt. Ich lass da jetzt einmal nachschauen, was los ist, habe ich mir damals gesagt. Jetzt, nach der langen Wartezeit, nehme ich den Termin und die Untersuchung wahr. Wer weiß, vielleicht tauchen die Schmerzen wieder auf. Und dann nochmal warten. Außerdem weiß ich endlich, ob das nur eine Bänder Überdehnung ist. Jedenfalls so hatte mir das mein Hausarzt erklärt.

Seitdem ich mich mit dem Thema Psyche und Krankheit auseinander gesetzt habe, sind meine Schmerzen weg. Ich habe mich sehr viel mit Stressbewältigung beschäftigt. Aber auch Behandlungsmethoden wie Flow und MBSR.

Die Psyche und ihre vielen Facetten, der Placeboeffekt waren in meinem allerersten Beitrag Thema. Die Steigerung von Beweglichkeit und Belastbarkeit zeigt deutlich auf wie wir Menschen drauf sind. Wir lassen uns gerne manipulieren. Und erst dann geht es uns besser. Dabei könnten wir mit gesundem Selbstvertrauen viel erreichen, auch ohne Medikamente, Operationen.

Vor meinem Unfall und meiner Diagnose habe ich bereits Autogenes Training praktiziert. Die Schmerzen waren ja auch zeitweise weg und wenn, immer ganz leicht. Ich habe gelegentlich Schmerzsalben aufgetragen. Eine einmalige Kortison Injektion hatte mir nicht geholfen. Pain kam nach 2 Tagen wieder zurück.

Natürlich denke ich oft über Später nach. Die Arthrose ist fortschreitend und breitet sich auch auf die anderen Fingergelenke aus. Schmerzen habe ich keine. Seitdem ich vermehrt auf meine Ernährung achte und auch Achtsamkeitsübungen mache ist die Steifigkeit in meiner rechten Hand zurück gegangen. Dabei betreibe ich seit dem Lockdown kaum Krafttraining und obwohl ich zur Zeit chronischen Bewegungsmangel habe.

Ich suche natürlich weiterhin nach neuen Forschungsergebnissen. Aber mit dem was ich jetzt weiß und anwende, kann ich ein bisschen Zeit überbrücken. Bis endlich eine gute medizinische Lösung gefunden wird. Den Knorpelabbau zu stoppen, ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Ann Rheum Dis. 2008 Dez;67(12):1716-23. doi: 10.1136/ard.2008.092015. Epub 2008 Jun 9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18541604?dopt=Abstract#

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Steigerung der Beweglichkeit und Belastbarkeit bei Arthrose

Seit meiner Diagnose, habe ich mich mit vielen Betroffenen über Arthrose ausgetauscht. Bei Keinem ist der Krankheitsverlauf gleich. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen den Behinderungen, den Entzündungsprozessen, dem Schweregrad der Gelenkzerstörung und den Schmerzen. Und so verhält es sich mit Behandlungsmethoden und Medikamenten. Das, was dem einen hilft, wirkt bei einem anderen überhaupt nicht.

In dem Buch Arthrose selbst heilen werden solche Phänomene aufgegriffen und in engem Zusammenhang mit unserer psychosozialen Situation gesehen. Dazu kommt, dass Angst, Schmerzempfinden, Schmerzgedächtnis und Stress bei jedem Menschen anders ausgeprägt sind. Die Autoren sehen darin eine entscheidende Ursache für die individuellen Heilungsprozesse bei Arthrose. Deshalb verfolgen sie einen multimodalen Behandlungsansatz aus Medizin, Physiotherapie und Schmerztherapie. Sie belegen ihre Aussagen sehr anschaulich mit Erfahrungen aus ihrer beruflichen Praxis, mit Beiträgen von Spezialisten und Studienergebnissen aus Medizin und Psychologie. Das Buch Arthrose selbst heilen befasst sich auch mit den Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken von vielen bekannten Behandlungsmethoden und Medikamenten. U. a. werden Arthroskopie, Denervierung, Gelenkersatz und Stammzellentherapie erklärt; die Vor- und Nachteile, Sinn und Nutzen der verschiedenen Behandlungen werden erörtert.  Beim Lesen habe ich eine sehr aufschlussreiche Beobachtung in der Arthroskopie entdeckt. Bei einer Gruppe von Patienten wurde eine Gelenkspiegelung nur vorgetäuscht; bei anderen wurde ein normaler Eingriff durchgeführt. Nach zwei Jahren ging es allen Beteiligten gleich gut. Keiner wusste während der ganzen Beobachtungsphase von den Placebo Eingriffen. Allein die Überzeugung, dass  dieser operative Eingriff ihre Gelenkfunktion verbessern würde, hat zu positiven Veränderungen geführt. Und auch danach hat sich der Gesundheitszustand bei niemandem verschlechtert. Wichtig ist aber auch, dass die Ärzte von der Behandlung selbst überzeugt und jederzeit optimistisch waren. Und wir müssen uns nun fragen, ob wir wirklich eine Arthroskopie brauchen. Es geht ja auch anders.

Wie dieser positive Einfluss des Arztes/Behandlers mit dem Placeboeffekt zusammenhängt, möchte ich Euch mit dem folgendem Versuch, Scheinakupunktur an Reizdarmpatienten, zeigen. Zwei Behandlungsvarianten wurden dabei miteinander verglichen: Behandlungen mit zusätzlichen aufmerksamen, empathischen und vertrauensvollen Arztgesprächen und ohne persönliche Zuwendung; in einer dritten Vergleichsgruppe wurde niemand behandelt. Und auch bei diesem Versuch verbesserte sich der Gesundheitszustand bei allen Behandelten signifikant; bei denjenigen, mit zusätzlichem Besprechen verdoppelte sich der Behandlungserfolg sogar. Das bedeutet, dass eine gute Arzt Patienten Beziehung mit ausschlaggebend ist für einen positiven Behandlungserfolg. Ebenso wird hier die Wirksamkeit von Akupunktur in Frage gestellt. 

Bei einer Vielzahl von Studien über Arthrose-Behandlungen ist auffällig, dass Placebos genauso gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielen. Eine Ärztin hat 198 Studien untersucht, und dabei im Zusammenhang mit Scheinbehandlungen Interessantes herausgefunden. Die Schmerzen und Steifigkeit der Gelenke werden reduziert; die Belastbarkeit wird erhöht; die Funktion der Gelenke und der Bewegungsradius werden verbessert. Bei manipulierten Patienten hat sie äußerst positive Veränderungen, im Vergleich mit Unbehandelten, festgestellt. Auffällig ist auch gewesen, dass Arthrose-Placebos am besten an der Hand wirken und ihre Wirksamkeit von der Hand zum Knie, zur Kombination Hüfte/Knie, zur Hüfte abnimmt. Dabei ist auch die Verabreichungsart wichtig. Injektionen oder Nadeln haben eine stärkere Heilwirkung. Wobei mehrere Injektionen zu besseren Ergebnissen führen als einmalige. Dies beweist auch die überdurchschnittlich hohe Erfolgsquote bei Scheinakupunktur und Scheininjektionen, bei denen die Gabe von Hyaluronsäure vorgetäuscht wurde. Bei Scheinoperationen fällt der Heilungserfolg am besten aus. Tabletten haben die schwächste Wirksamkeit. In Studien über Laser, Magneten, Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Heilmittel und Bisphosphonate erzielten die Ersatzstoffe ein unterdurchschnittliches Behandlungsergebnis gegenüber anderen Placebos. Vieles deutet darauf hin, dass die Erwartungshaltung und das, was die Patienten von den Therapien wissen, die Wirkung der Behandlungsmethoden beeinflussen. Wird einem Patienten vorgetäuscht, dass er ein Opioid erhält, so spürt er wesentlich stärkere positive Effekte. Denkt ein Patient, dass er mit Kräutern behandelt wird, sind die Erfolgsraten nicht so hoch. Das Gleiche wurde bei Placebos für Salben und für neue Behandlungsmethoden beobachtet. Bei vielen Testergebnissen liegen die subjektiven Beurteilungen von Patienten und Ärzten vor. Die sind positiv, wobei Ärzte wesentlich bessere Beurteilungen abgeben. Auch bei objektiven und radiologischen Messungen zeigt sich die Effektivität von Placebos. Eine Ausnahme bilden Studien zu Chondroitin- und Glucosaminsulfat. Die unwirksamen Stoffe reduzierten zwar die Schmerzen. Aber der Gelenkraum verengte sich in der Placebo-Gruppe; jedoch nicht bei Testpersonen, die einen Wirkstoff erhielten.

Weiß der Betroffene nichts von seiner Täuschung, haben Placebo Behandlungen eine wesentlich höhere Effizienz. Alle Ergebnisse der Meta-Analyse deuten darauf hin, dass viele Behandlungsmöglichkeiten bei Arthrose wirkungslos sind. Es ist naheliegend, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis, die Erwartungshaltung des Patienten, Manipulation, Suggestion, Überzeugungskraft, Voreingenommenheit und Zuversicht, also sehr viele psychosoziale Facetten in den Heilungsprozess einfließen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass eine Scheinbehandlung nicht bei jedem zu einem positiven Ergebnis führt. „ Das hilft ja alles nichts.“ hat einmal eine Bekannte zu mir gesagt. Oder: „ Das ist das Alter. Da kannst Du Garnichts dagegen machen.“ Die persönliche Einstellung des Einzelnen begünstigt oder verhindert auch den Behandlungserfolg.

Die Verbraucherzentrale hat kritische Berichte über die Gesundheitsrisiken und Wirksamkeit von Chondroitin, Grünlippmuscheln, Glucosamin, Haifischflossen, Hyaluronsäure und MSM ins Netz gestellt und durchleuchtet den Markt mit Gelenkpräparaten; auch über Kurkuma, das im Moment einen Hype aufgrund seiner vielfältigen Heilkräfte hat.

In der Öffentlichkeit wird immer wieder über das Für und Wieder von Heilmethoden berichtet. Warum sind wir trotzdem empfänglich für fragwürdige Pseudomedikamente, operative Eingriffe und alternative Behandlungsmethoden? Warum sind wir bereit Nebenwirkungen und Risiken einzugehen? Ja, vieles davon sind noch nicht einmal kassenärztliche Leistungen. Trotzdem geben wir sehr viel Geld dafür aus.

Es gibt sicherlich Menschen, die einen Gelenkverschleiß gar nicht bemerken und auch solche, die ohne Behinderungen und Schmerzen leben. Mein Nachbar ist so jemand. Er hat Gicht und einen schon fortgeschrittenen Knorpelabbau im Knie. Trotzdem ist ihm nichts anzusehen. Er bewegt sich völlig normal, fährt jeden Tag Fahrrad und treibt regelmäßig Sport; vor allem Krafttraining für die Beine. Im letzten Herbst ist er auf die Zugspitze gewandert. Ein Physiotherapeut hat ihm erklärt, dass Muskelaufbau am effektivsten ist. Das Gehen war schon immer Teil seines Lebens; beruflich in der Gastronomie, privat das Wandern. Auf seine Ernährung achtet er nicht besonders, auf sein Gewicht schon. Er macht Intervallfasten, 16:8. Wegen einer Hauterkrankung und der Gicht verzichtet er auf Milch und beim Fleischkonsum tendiert er mehr zu Geflügel; andere Fleischsorten weniger. Gestern Abend hat er sich sogar Pralinen, einen kleinen Baumkuchen und Wurst gekauft. Natürlich trinkt er auch mal Alkohol, aber nur in einer geselligen Runde. Er raucht nicht. Er ist schon im Ruhestand, hat keine Sorgen und Stress. Im Alltag ist er oft tief versunken im hier und jetzt, so dass er niemanden wahrnimmt. 

Fazit: Gelenkerkrankungen können auch anders behandelt werden. Der Körper kann sich auch selbst helfen und heilen. Dabei ist alles gut, was mir hilft. Nur meiner Gesundheit darf nicht geschadet werden. Nicht zu vergessen ist dabei eine positive innere Einstellung. Körper und Psyche bilden eine Einheit, die nur gemeinsam stark sind.


BMJ. 2008 Mai 3;336(7651):999-1003. doi: 10.1136/bmj.39524.439618.25. Epub 2008 Apr 3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18390493?dopt=Abstract

N Engl J Med. 2002 Jul 11;347(2):81-8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12110735?dopt=Abstract

Ann Rheum Dis. 2008 Dez;67(12):1716-23. doi: 10.1136/ard.2008.092015. Epub 2008 Jun 9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18541604?dopt=Abstract#

Arthrose selbst heilen: Dr. Martin Marianowicz und Dr. Willibald Walter

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