über Arthrose Behandlungen, Ernährung, Persönliches, Schmerzen, Sehenswertes

Die Heilkraft des Wassers

Hochkonzentrierte Sole unter einer Saline – mehr dazu auf miksang, Eine Meeresbrise

ist nichts esoterisch Verklärtes. Sebastian Kneipp hat dies in Selbstversuchen bewiesen. Er war mit 28 Jahren an Tuberkulose erkrankt, eine damals unheilbare Krankheit. Seine Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun. Der junge Geistliche zog sich in eine Abtei zurück. Dort, in der Bibliothek, fand er „Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“, eine Abhandlung über Wasseranwendungen des Arztes Johann Siegmund Hahn.

Kneipp badete in der kalten Donau. Nach wenigen Tagen spürte er, wie sich sein Gesundheitszustand und sein Wohlbefinden verbesserten. Aus seinen Erkenntnissen entwickelte er 120 Wasseranwendungen für viele Erkrankungen: Abspritzen, Wasserguss, Umschläge, kalt warm Anwendungen, Bäder, Umschläge, Waschungen uvm.

Was bewirkt die Kneipp Therapie denn überhaupt? ist ein Video von Karambolage, Arte, in dem das Wassertreten sehr genau erklärt wird. Der sogenannte Storchengang im eiskalten Wasser belebt den Kreislauf, stärkt die Abwehrkräfte und hilft u. a. bei Krampfadern, Migräne und Schlaflosigkeit.

Das kalte Wasser verengt rasch die Gefäße. Blut und Sauerstoff fließen im Körper schneller und versorgen ihn mit Sauerstoff. Regelmäßige Kältereize verbessern die Durchblutungsregulation und Stressregulation. Diese Effekte werden auch beim Sport trainiert. Die Anwendungen von Kneipp wirken rascher, so erklärt Dr. Bernhard Uehleke, Arzt am Zentrum für Naturheilkunde an der Charité.

Kneipps Ordnungstherapie ist nichts anderes als ein Body Mind Verfahren. Sie wird angewandt bei Stress, psychischen Erkrankungen, Arteriosklerose, Herz Kreislauferkrankungen, zu hohem oder niedrigem Blutdruck , Krebs und Wechseljahresbeschweerden, uvm.

Kneipp hatte erkannt, dass Stress den Krankheitsverlauf bei vielen chronischen Erkrankungen negativ beeinflusst. Der Mensch benötige ausreichend Erholungsphasen. Seine Behandlungen könnten nur ihre volle Wirksamkeit entfalten, wenn die Lebensweise des Patienten an die Therapie angepasst würde. Dr. Uehleke spricht hier von Psychoeducation.

Übrigens, meinem Ellbogen geht es schon viel besser. So ein Wasserguss kann auch hilfreich bei Schmerzen in den Gelenken sein. Der Kneipp Bund hat viele Videos ins Netz gestellt, zum selbst Erlernen. Der verkürzte Armguss ist gerade jetzt im Sommer hilfreich. Er ist ganz einfach und kann überall und jederzeit angewendet werden.

Wie alle Kaltwasseranwendungen belebt und erfrischt er. Das Herz wird gestärkt. Die Durchblutung aller Körperfunktionen wird angekurbelt. Das Immunsystem, das Hormonsystem und der Blutkreislauf werden aktiviert.

Royusch hat eine interessante Fotochallenge am Anfang des Jahres gestartet. Jede Woche nennt er einen Begriff, zu dem wir ein Foto posten können. Wasser sollte dieses Mal thematisiert werden. Aktuell befasse ich mich mit Naturheilverfahren und ihrer Wirksamkeit. Kneipps Wasseranwendungen passen ganz gut zu dieser Challenge.

Eigentlich besteht sein Heilverfahren noch aus 4 weiteren Säulen. Wer meine letzten Storybeiträge verfolgt hat, weiß dass Ernährung, Kräuter, Bewegung, Entspannung und die Lebensreize Licht, Luft, Sonne, Wasser dazu gehören. Kneipps Heilmittel ist nicht nur Wasser. Darüber mehr in meinen nächsten Beiträgen.

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über Arthrose Behandlungen, Lesenswertes, Medikamente, Schmerzen, Sehenswertes

Medikamente gegen chronische Schmerzen und Depressionen

können wir auch in der Natur selbst finden. Ich meine jetzt nicht, dass wir Kräuter und Samen sammeln. Grünflächen und Wälder, vor allem mit Artenvielfalt, wirken positiv auf unsere Psyche.

Quarks bezieht sich in seinem Beitrag Warum tut uns die Natur eigentlich gut auf mehrere Studien. In ihnen wurde herausgefunden, dass in Gegenden mit Grünanteil, weniger Antidepressiva verschrieben werden.

Und auch gegen Stress ist das Leben in der Natur ein hoch wirksames Heilmittel. Eine weitere Studie hat dies bewiesen. Kinder die im Grünen unterrichtet wurden, hatten einen niedrigeren Cortisol Wert.

Bei Menschen mit Arthrose ist oft auffällig, dass ihr Schmerzempfinden unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Einige Betroffene besitzen sogar noch ihre volle Beweglichkeit, obwohl der Knorpelabbau weit fortgeschritten ist. Eine Erklärung dafür ist, dass Ärgernisse, Probleme und Stress auch negative Auswirkungen auf unser Schmerzempfinden haben.

Ich selbst merke das auch hin und wieder. Wenn ich beruflich viel Zeitdruck habe oder persönliche Probleme habe, Dann spüre ich mein arthrotisches Daumensattelgelenk am meisten. Mein Ellenbogen zickt dann genauso. Sobald Ruhe einkehrt, lassen die Schmerzen nach.

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Zu Risiken und Nebenwirkungen bei Arthrose Behandlungen

wird in der praktizierten Medizin gerne geschwiegen. Ihr könnt Euch gerne mal die Beipackzettel Eurer Medikamente durchlesen. Auch die der frei käuflichen.

Aber auch einige operative Eingriffe bringen Risiken mit sich. Ich bin auch in anderen sozialen Medien unterwegs. In den Arthrose Gruppen dort habe ich schlimme Berichte von Betroffenen gefunden. Nach einer Arthroskopie am Knie, war eine Frau mehrere Monate bettlägerig. Sie konnte ihr Bein nicht sofort bewegen. Das ist ja schon schlimm genug. Damit sie nicht auch noch an einer Thrombose erkrankte, musste sie zusätzlich Medikamente einnehmen.

Eine Rheumatologin hat durch eine Meta-Analyse eindeutig festgestellt, dass viele Behandlungen bei Arthrose gar nicht nötig sind. Dazu gehört auch die Arthroskopie, Kortison, Opioide. Sie hat sich viele Studien angeschaut und dabei beobachtet, dass Placebo Behandlungen genauso gut sind wie Medikamente, Operationen, alternative Behandlungsmethoden und Heilmittel.

In meinem Beitrag Schmerzen habe ich Euch schon einmal von dem Placebo Verdacht bei Opioiden berichtet und dass mit Autogenem Training, Meditation, Suggestion Schmerzen auch sehr effektiv reduziert werden können. Und wir sollten nicht vergessen, wie gefährlich die Einnahme von Schmerzmitteln ist. Die Opioid-Krise in Amerika zeigt das ganz deutlich.

Anscheinend brauchen wir immer irgendetwas, damit es uns besser geht. Unseren Selbstheilungskräften vertrauen wir nicht. Mir ging es am Anfang auch so. Ich habe eine Menge ausprobiert. Ingwer, Kurkuma, die Gewürzmischung Cumin-Muskatnuss-Koriander, Hagebuttenpulver. Dabei bin ich selbst Naturwissenschaftlerin.

Auch Injektionen mit Hyaluronsäure habe ich mir spritzen lassen. Nach 4 Monaten waren die Schmerzen wieder da. Heftiger denn je. Um nicht die Torturen zu vergessen: Nach einer Spritze war mein Daumen ca. 2 Tage völlig unbeweglich. Bei jedem Bewegungsversuch Schmerzen. Nach einer weiteren Spritze war meine ganze Hand betroffen. Jede Bewegung ein Schmerz. Auch die Wirksamkeit von Hyaluronsäure Injektionen wird in der oben genannten Meta-Analyse in Frage gestellt.

Ich habe mich dann selbst auf die Suche nach Forschung, Studien, wissenschaftlichen Abhandlungen gemacht. Bis ich die Ergebnisse von Scheinakupunktur, Arthroskopie und die zusammenfassende Auswertung von Placebo Behandlungen gefunden habe.

Wenn das alles nicht hilft, was bisher meine Ärzte verordnet und verschrieben haben. Dazu gehört auch Physiotherapie. Was kann mir dann noch helfen? Auch eine Ernährungsumstellung und Intervallfasten haben nur zeitweise geholfen. Und ich hatte damals schon vor meiner Diagnose Kraftsport gemacht. Für einen Gelenkersatz war ich noch zu jung.

Die Schmerzen waren zwar nur leicht. Sie verschwanden aber auch für einige Zeit. Fast hätte ich das MRT abgesagt. Ich lass da jetzt einmal nachschauen, was los ist, habe ich mir damals gesagt. Jetzt, nach der langen Wartezeit, nehme ich den Termin und die Untersuchung wahr. Wer weiß, vielleicht tauchen die Schmerzen wieder auf. Und dann nochmal warten. Außerdem weiß ich endlich, ob das nur eine Bänder Überdehnung ist. Jedenfalls so hatte mir das mein Hausarzt erklärt.

Seitdem ich mich mit dem Thema Psyche und Krankheit auseinander gesetzt habe, sind meine Schmerzen weg. Ich habe mich sehr viel mit Stressbewältigung beschäftigt. Aber auch Behandlungsmethoden wie Flow und MBSR.

Die Psyche und ihre vielen Facetten, der Placeboeffekt waren in meinem allerersten Beitrag Thema. Die Steigerung von Beweglichkeit und Belastbarkeit zeigt deutlich auf wie wir Menschen drauf sind. Wir lassen uns gerne manipulieren. Und erst dann geht es uns besser. Dabei könnten wir mit gesundem Selbstvertrauen viel erreichen, auch ohne Medikamente, Operationen.

Vor meinem Unfall und meiner Diagnose habe ich bereits Autogenes Training praktiziert. Die Schmerzen waren ja auch zeitweise weg und wenn, immer ganz leicht. Ich habe gelegentlich Schmerzsalben aufgetragen. Eine einmalige Kortison Injektion hatte mir nicht geholfen. Pain kam nach 2 Tagen wieder zurück.

Natürlich denke ich oft über Später nach. Die Arthrose ist fortschreitend und breitet sich auch auf die anderen Fingergelenke aus. Schmerzen habe ich keine. Seitdem ich vermehrt auf meine Ernährung achte und auch Achtsamkeitsübungen mache ist die Steifigkeit in meiner rechten Hand zurück gegangen. Dabei betreibe ich seit dem Lockdown kaum Krafttraining und obwohl ich zur Zeit chronischen Bewegungsmangel habe.

Ich suche natürlich weiterhin nach neuen Forschungsergebnissen. Aber mit dem was ich jetzt weiß und anwende, kann ich ein bisschen Zeit überbrücken. Bis endlich eine gute medizinische Lösung gefunden wird. Den Knorpelabbau zu stoppen, ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Ann Rheum Dis. 2008 Dez;67(12):1716-23. doi: 10.1136/ard.2008.092015. Epub 2008 Jun 9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18541604?dopt=Abstract#

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Zwischenbilanz – Erfahrungsberichte zu Arthrosebehandlungen

Letztes Jahr, November 2018 war es soweit. Bei mir wurde eine Rhizarthrose im linken Daumensattelgelenk diagnostiziert. Aber ich (53) war noch zu jung für eine Gelenkprothetik.

Zuerst war ich platt. Wie sollte das jetzt weitergehen. Das Arbeiten, selbst Alltägliches wie Anziehen, Bestecke halten, den Wasserhahn aufdrehen, einen Lappen auswringen…, bereiteten mir Probleme. Ich selbst habe auch immer sehr viel Sport gemacht; Kendo, Jodo, Pilates und Kraftsport. Kendo und Jodo kannst du bis ins hohe Alter betreiben. Und jetzt keinen Stop and go Sport. Und auch die Vorstellung, die Hände gar nicht mehr bewegen zu können, abhängig zu sein von fremder Hilfe, war sehr beängstigend.

Diese junge Ärztin in der Uniklinik war sehr sachlich und nüchtern. Sie hat mir vorgeschlagen, doch erst mal eine manuelle Handtherapie auszuprobieren. Sie hat mir auch eine Rhizorthese verschrieben. Versuchen Sie es noch ein bisschen ohne OP. Bislang haben sie es doch auch geschafft. Erst auf Nachfrage hat sie mir erklärt, dass sie keine anderen Behandlungsmethoden durchführen kann. Die Krankenkasse würde zusätzliche Behandlungen nicht bezahlen. Sie hat mir von Hyaluronsäure-Injektionen erzählt, auf die einige Patienten schwören würden.

Ich hatte mich dann entschieden, die manuelle Therapie auszuprobieren und mich nun wieder von meinem Orthopäden behandeln zu lassen. Bei ihm habe ich auch fünf Hyaluronsäure-Behandlung erhalten. Nach der dritten Injektion war mein Daumen fast zwei Tage unbeweglich. Der kleinste Bewegungsversuch verursachte Schmerzen. Ich konnte noch nicht einmal den Reisverschluss an meiner Jacke schließen, keine Dose öffnen, keine Mandarine Pellen. Ich habe während dieser Zeit Angst gehabt, dass mein Daumen für immer geschädigt ist. Und auch bei der letzten Injektion sind Komplikationen aufgetreten; bis zum kleinen Finger hin hatte ich ein schmerzhaftes Ziehen, wenn ich meinen Daumen bewegte. Die Ärzte erklärten lapidar, der Kollege hätte es zu gut gemeint; also zu viel Hyaluronsäuren ins Gelenk gespritzt. Das auf und ab an Schmerzen war geblieben.

Eine Bekannte hatte mir erzählt, dass ein Kollege Hagebuttenpulver eingenommen hat und er nun beschwerdefrei ist. Das habe ich dann auch ausprobiert. Mir hat Hagebuttenpulver nichts gebracht. Die Schmerzen sind gekommen und gegangen. Auch eine einmalige Kortison-Injektion hatte nach 2 Tagen keinerlei positive Wirkung.

Und auch die Gewürzmischung Cumin, Koriander, Muskatnuss hat nichts verbessert.

Die Verbraucherzentrale hat kritische Berichte über die Gesundheitsrisiken und Wirksamkeit von Chondroitin, Grünlippmuscheln, Glucosamin, Haifischflossen, Hyaluronsäure und MSM ins Netz gestellt und durchleuchtet den Markt mit Gelenkpräparaten; auch über Kurkuma, das im Moment einen Hype aufgrund seiner vielfältigen Heilkräfte hat.

Weiterhin mache ich Handgymnastik, moderates Krafttraining, eine Umstellung meiner Ernährung und Intervallfasten. Was von dem allem letztendlich geholfen hat, weiß ich nicht. Da werde ich noch ein bisschen recherchieren.

Ich war ständig auf der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten und habe in dieser Zeit viel gelesen. Das Buch Arthrose selbst heilen hat mir dann sehr viel Aufschlussreiches geliefert. Über Schmerzen, psychosoziale Faktoren und Placeboeffekte. Während ich das Buch gelesen habe, sind meine Schmerzen weggegangen. Und auch eine Studie über die Behandlung von Arthrose mit Placebo hat mir gezeigt, das die Lösung für einen Heilerfolg in uns selbst liegt. Unsere Erwartungen, unsere persönliche Einstellung, Zuversicht und viele psychosoziale Facetten beeinflussen unser Wohl Empfinden und unsere Genesung.

Ann Rheum Dis. 2008 Dez;67(12):1716-23. doi: 10.1136/ard.2008.092015. Epub 2008 Jun 9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18541604?dopt=Abstract#

Arthrose selbst heilen: Dr. Martin Marianowicz und Dr. Willibald Walter

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Steigerung der Beweglichkeit und Belastbarkeit bei Arthrose

Seit meiner Diagnose, habe ich mich mit vielen Betroffenen über Arthrose ausgetauscht. Bei Keinem ist der Krankheitsverlauf gleich. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen den Behinderungen, den Entzündungsprozessen, dem Schweregrad der Gelenkzerstörung und den Schmerzen. Und so verhält es sich mit Behandlungsmethoden und Medikamenten. Das, was dem einen hilft, wirkt bei einem anderen überhaupt nicht.

In dem Buch Arthrose selbst heilen werden solche Phänomene aufgegriffen und in engem Zusammenhang mit unserer psychosozialen Situation gesehen. Dazu kommt, dass Angst, Schmerzempfinden, Schmerzgedächtnis und Stress bei jedem Menschen anders ausgeprägt sind. Die Autoren sehen darin eine entscheidende Ursache für die individuellen Heilungsprozesse bei Arthrose. Deshalb verfolgen sie einen multimodalen Behandlungsansatz aus Medizin, Physiotherapie und Schmerztherapie. Sie belegen ihre Aussagen sehr anschaulich mit Erfahrungen aus ihrer beruflichen Praxis, mit Beiträgen von Spezialisten und Studienergebnissen aus Medizin und Psychologie. Das Buch Arthrose selbst heilen befasst sich auch mit den Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken von vielen bekannten Behandlungsmethoden und Medikamenten. U. a. werden Arthroskopie, Denervierung, Gelenkersatz und Stammzellentherapie erklärt; die Vor- und Nachteile, Sinn und Nutzen der verschiedenen Behandlungen werden erörtert.  Beim Lesen habe ich eine sehr aufschlussreiche Beobachtung in der Arthroskopie entdeckt. Bei einer Gruppe von Patienten wurde eine Gelenkspiegelung nur vorgetäuscht; bei anderen wurde ein normaler Eingriff durchgeführt. Nach zwei Jahren ging es allen Beteiligten gleich gut. Keiner wusste während der ganzen Beobachtungsphase von den Placebo Eingriffen. Allein die Überzeugung, dass  dieser operative Eingriff ihre Gelenkfunktion verbessern würde, hat zu positiven Veränderungen geführt. Und auch danach hat sich der Gesundheitszustand bei niemandem verschlechtert. Wichtig ist aber auch, dass die Ärzte von der Behandlung selbst überzeugt und jederzeit optimistisch waren. Und wir müssen uns nun fragen, ob wir wirklich eine Arthroskopie brauchen. Es geht ja auch anders.

Wie dieser positive Einfluss des Arztes/Behandlers mit dem Placeboeffekt zusammenhängt, möchte ich Euch mit dem folgendem Versuch, Scheinakupunktur an Reizdarmpatienten, zeigen. Zwei Behandlungsvarianten wurden dabei miteinander verglichen: Behandlungen mit zusätzlichen aufmerksamen, empathischen und vertrauensvollen Arztgesprächen und ohne persönliche Zuwendung; in einer dritten Vergleichsgruppe wurde niemand behandelt. Und auch bei diesem Versuch verbesserte sich der Gesundheitszustand bei allen Behandelten signifikant; bei denjenigen, mit zusätzlichem Besprechen verdoppelte sich der Behandlungserfolg sogar. Das bedeutet, dass eine gute Arzt Patienten Beziehung mit ausschlaggebend ist für einen positiven Behandlungserfolg. Ebenso wird hier die Wirksamkeit von Akupunktur in Frage gestellt. 

Bei einer Vielzahl von Studien über Arthrose-Behandlungen ist auffällig, dass Placebos genauso gute oder sogar bessere Ergebnisse erzielen. Eine Ärztin hat 198 Studien untersucht, und dabei im Zusammenhang mit Scheinbehandlungen Interessantes herausgefunden. Die Schmerzen und Steifigkeit der Gelenke werden reduziert; die Belastbarkeit wird erhöht; die Funktion der Gelenke und der Bewegungsradius werden verbessert. Bei manipulierten Patienten hat sie äußerst positive Veränderungen, im Vergleich mit Unbehandelten, festgestellt. Auffällig ist auch gewesen, dass Arthrose-Placebos am besten an der Hand wirken und ihre Wirksamkeit von der Hand zum Knie, zur Kombination Hüfte/Knie, zur Hüfte abnimmt. Dabei ist auch die Verabreichungsart wichtig. Injektionen oder Nadeln haben eine stärkere Heilwirkung. Wobei mehrere Injektionen zu besseren Ergebnissen führen als einmalige. Dies beweist auch die überdurchschnittlich hohe Erfolgsquote bei Scheinakupunktur und Scheininjektionen, bei denen die Gabe von Hyaluronsäure vorgetäuscht wurde. Bei Scheinoperationen fällt der Heilungserfolg am besten aus. Tabletten haben die schwächste Wirksamkeit. In Studien über Laser, Magneten, Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Heilmittel und Bisphosphonate erzielten die Ersatzstoffe ein unterdurchschnittliches Behandlungsergebnis gegenüber anderen Placebos. Vieles deutet darauf hin, dass die Erwartungshaltung und das, was die Patienten von den Therapien wissen, die Wirkung der Behandlungsmethoden beeinflussen. Wird einem Patienten vorgetäuscht, dass er ein Opioid erhält, so spürt er wesentlich stärkere positive Effekte. Denkt ein Patient, dass er mit Kräutern behandelt wird, sind die Erfolgsraten nicht so hoch. Das Gleiche wurde bei Placebos für Salben und für neue Behandlungsmethoden beobachtet. Bei vielen Testergebnissen liegen die subjektiven Beurteilungen von Patienten und Ärzten vor. Die sind positiv, wobei Ärzte wesentlich bessere Beurteilungen abgeben. Auch bei objektiven und radiologischen Messungen zeigt sich die Effektivität von Placebos. Eine Ausnahme bilden Studien zu Chondroitin- und Glucosaminsulfat. Die unwirksamen Stoffe reduzierten zwar die Schmerzen. Aber der Gelenkraum verengte sich in der Placebo-Gruppe; jedoch nicht bei Testpersonen, die einen Wirkstoff erhielten.

Weiß der Betroffene nichts von seiner Täuschung, haben Placebo Behandlungen eine wesentlich höhere Effizienz. Alle Ergebnisse der Meta-Analyse deuten darauf hin, dass viele Behandlungsmöglichkeiten bei Arthrose wirkungslos sind. Es ist naheliegend, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis, die Erwartungshaltung des Patienten, Manipulation, Suggestion, Überzeugungskraft, Voreingenommenheit und Zuversicht, also sehr viele psychosoziale Facetten in den Heilungsprozess einfließen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass eine Scheinbehandlung nicht bei jedem zu einem positiven Ergebnis führt. „ Das hilft ja alles nichts.“ hat einmal eine Bekannte zu mir gesagt. Oder: „ Das ist das Alter. Da kannst Du Garnichts dagegen machen.“ Die persönliche Einstellung des Einzelnen begünstigt oder verhindert auch den Behandlungserfolg.

Die Verbraucherzentrale hat kritische Berichte über die Gesundheitsrisiken und Wirksamkeit von Chondroitin, Grünlippmuscheln, Glucosamin, Haifischflossen, Hyaluronsäure und MSM ins Netz gestellt und durchleuchtet den Markt mit Gelenkpräparaten; auch über Kurkuma, das im Moment einen Hype aufgrund seiner vielfältigen Heilkräfte hat.

In der Öffentlichkeit wird immer wieder über das Für und Wieder von Heilmethoden berichtet. Warum sind wir trotzdem empfänglich für fragwürdige Pseudomedikamente, operative Eingriffe und alternative Behandlungsmethoden? Warum sind wir bereit Nebenwirkungen und Risiken einzugehen? Ja, vieles davon sind noch nicht einmal kassenärztliche Leistungen. Trotzdem geben wir sehr viel Geld dafür aus.

Es gibt sicherlich Menschen, die einen Gelenkverschleiß gar nicht bemerken und auch solche, die ohne Behinderungen und Schmerzen leben. Mein Nachbar ist so jemand. Er hat Gicht und einen schon fortgeschrittenen Knorpelabbau im Knie. Trotzdem ist ihm nichts anzusehen. Er bewegt sich völlig normal, fährt jeden Tag Fahrrad und treibt regelmäßig Sport; vor allem Krafttraining für die Beine. Im letzten Herbst ist er auf die Zugspitze gewandert. Ein Physiotherapeut hat ihm erklärt, dass Muskelaufbau am effektivsten ist. Das Gehen war schon immer Teil seines Lebens; beruflich in der Gastronomie, privat das Wandern. Auf seine Ernährung achtet er nicht besonders, auf sein Gewicht schon. Er macht Intervallfasten, 16:8. Wegen einer Hauterkrankung und der Gicht verzichtet er auf Milch und beim Fleischkonsum tendiert er mehr zu Geflügel; andere Fleischsorten weniger. Gestern Abend hat er sich sogar Pralinen, einen kleinen Baumkuchen und Wurst gekauft. Natürlich trinkt er auch mal Alkohol, aber nur in einer geselligen Runde. Er raucht nicht. Er ist schon im Ruhestand, hat keine Sorgen und Stress. Im Alltag ist er oft tief versunken im hier und jetzt, so dass er niemanden wahrnimmt. 

Fazit: Gelenkerkrankungen können auch anders behandelt werden. Der Körper kann sich auch selbst helfen und heilen. Dabei ist alles gut, was mir hilft. Nur meiner Gesundheit darf nicht geschadet werden. Nicht zu vergessen ist dabei eine positive innere Einstellung. Körper und Psyche bilden eine Einheit, die nur gemeinsam stark sind.


BMJ. 2008 Mai 3;336(7651):999-1003. doi: 10.1136/bmj.39524.439618.25. Epub 2008 Apr 3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18390493?dopt=Abstract

N Engl J Med. 2002 Jul 11;347(2):81-8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12110735?dopt=Abstract

Ann Rheum Dis. 2008 Dez;67(12):1716-23. doi: 10.1136/ard.2008.092015. Epub 2008 Jun 9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18541604?dopt=Abstract#

Arthrose selbst heilen: Dr. Martin Marianowicz und Dr. Willibald Walter

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