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Mein Tennisarm

quält mich schon seit Dezember. Am zweiten Weihnachtstag bin ich nach einem Mittagschlaf mit Schmerzen im Ellbogen aufgewacht. Dabei spiele ich gar kein Tennis. Kleine Verletzungen des Gewebes können durch äußere Einwirkungen, einseitige Belastungen oder Überbelastung entstehen. Die Arbeit am Computer kann das auch verursachen. Ich selbst habe mich leider oft in der letzten Zeit gestoßen.
Zunächst habe ich gar nichts dagegen unternommen. Das wird schon irgendwann verschwinden. Aber so war es nicht. Erst Anfang Februar habe ich genauer nachgeforscht, ob spezielle Kräftigungs- und Dehnungsübungen meine Beschwerden lindern können. Die habe ich dann auch gefunden bei den Bewegungsdocs vom NDR.
Zusätzlich habe ich täglich das Achtsamkeitstraining nach dem MBSR Programm von Jon Kabat-Zin gemacht. Eine Übung davon ist die Sitzmeditation, für die ich mich in einen alten, sehr bequemen Arm Chair gesetzt habe. Ich hatte ein Fenster geöffnet und lauschte dem Vogelzwitschern, das von draußen herein drang. Dabei versuchte ich bei aufkommenden Gedanken, meine ganze Aufmerksamkeit auf den Vogelgesang zu lenken. Für mich sehr schwierig, weil ich gar nicht merke, dass ich plötzlich in meinen Gedanken verharre und nicht mehr den Vögeln zu höre.
Der Body Scan ist eine weitere Übung. Sie wird im Liegen ausgeführt. Im Gedanken wandere ich von den Füßen bis zum Kopf. Ich nehme dann wahr, in welcher Körperregion oder welchem Körperteil Verspannungen, pochende oder stechende Schmerzen sind. Auch dabei triftet meine Achtsamkeit vom Körper zu den Gedanken ab. Ich versuche dann meinen Focus auf meinen Körper zu richten. Manchmal schlafe ich dabei ein. Eigentlich soll das gar nicht passieren. Wenn ich aufwache, bin ich herrlich entspannt, habe neue Energie und fühle mich sehr wohl.
Bereits nach einer Woche war ich fast völlig schmerzfrei. Deshalb habe ich wieder die Bewegungstherapie beendet und die MBSR Übungen vernachlässigt. Eine Woche später hatte sich alles wieder verschlechtert. Die Schmerzen im Ellbogenbereich waren zurück gekehrt. Eigentlich kommen und gehen meine Schmerzen. Gestern hatte ich pochende Schmerzen im Gelenkkopf. Ich habe abends Fotos ausgesucht für eine Fotochallenge über die Farbe blau und für einen Beitrag über den schnellen und warmen Frühlingsanfang in dieser Woche. Nicht ein Zipperlein war zu spüren. Im Moment breitet sich ein Meer an Schneeglöckchen im Garten aus. Gerade jetzt, als ich darüber einen Beitrag auf meinem Blog miksang schreibe, sind die Schmerzen verschwunden.


Nicht nur das Fotografieren macht mir Spaß. Ich bearbeite die meisten meiner Fotos nicht. In einer Fülle von Bildern zu suchen und zu entscheiden, welche bleiben und verwendet werden, ist eine spannende Arbeit. Die Guten in den Beitrag und die schlechten in den Papierkorb.
Gestern Mittag war ich zum Kaffee trinken in unserer Hausgemeinschaft verabredet. Ein Mitbewohner hat seinen Ausstand gegeben. Er hatte einen Kirchkuchen gebacken. Seine Küchenutensilien hatte er bereits in Umzugskisten verpackt. Deshalb mussten wir die Sahne ganz altmodisch aufschlagen, von Hand mit dem Schneebesen. Die Sahne hatte eine ganz andere Konsistenz und hat viel besser geschmeckt. Köstlich, noch heute schwärmen wir davon. Ich habe auch ein Weilchen Sahne geschlagen. Meine Armmuskulatur verspannte. Aber das war nicht schlimm und nach einiger Zeit auch vorbei. Da war auch kein Brennen in den Muskeln wie sonst. Schöne und angenehme Erlebnisse und Tätigkeiten scheinen wohl genauso gut wie Schmerzmittel zu wirken.

Ein Kollege von mir hat auch Probleme mit dem Ellbogen. Morgens beim Aufwachen hat er Schmerzen. Ähnlich wie bei mir, verschwinden die Schmerzen tagsüber. Anscheinend sind wir so tief in unsere Arbeit oder eine Tätigkeit versunken, dass wir dadurch beschwerdefrei werden. Irgendwie verdrängt, bei mir jedenfalls, eine Beschäftigung alles andere.
Das erinnert mich wieder an den Flow. In meinem Beitrag Vom Glücklich sein hatte ich darüber berichtet. Bei einer Beschäftigung, einer Tätigkeit, die uns Spaß macht und in der wir völlig aufgehen, können wir dieses einzigartige Gefühl erleben. Wir versinken dann völlig im gegenwärtigen Moment. Dieses Gefühl des Fließens stellt sich immer dann ein, wenn wir mühelos unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen können. Alles läuft dann rund. Wir vergessen Zeit und Raum, vergessen Sorgen und Probleme und bauen so Stress ab. In solchen Momenten kommt bei mir Freude auf und ich entwickele sehr viel positive Energie, die lange anhält. Meine Arbeit führt zu einem genauso positiven Effekt, zeitweise. Vielleicht ist das auch eine wirksame Schmerztherapie.

6834 Schritte
bin ich heute gegangen. Insgesamt. Auf dem Weg zur Arbeit bin ich zur übernächsten Bushaltestelle gelaufen. Ca. 1200 Schritte. Erst dort bin ich in den Bus eingestiegen und zur Arbeit gefahren. Heute war ein wirklich schön sonniger Tag. Am Abend, nach der Arbeit, habe ich Sandwichs und Oliven gekauft, bin dann zum Mainufer spaziert und habe in der Nähe vom Wasser ein Picknick gemacht. Bei Sonnenuntergang. Anschließend bin ich über den Eisernen Steg bis zur Schirn gelaufen.
Auch wenn ich nicht sehr viel Zeit zum Bewegen habe, versuche ich so viele Lauf Etappen wie möglich in meinem Alltag einzuplanen. Ich überlege mir immer, welche Strecken ich gut zu Fuß laufen kann. Gerade nach der Arbeit. Manchmal muss ich mich zwingen. Aber beim Blick auf den Schrittzähler freue ich mich immer, dass ich mich überwunden habe, zu gehen.
Die Wasser – Spiele sind im Bethmann Park entstanden. Der liegt auch auf meiner Lauf-Route durch die Stadt. In ihm liegt ein chinesischer Garten mit einer kleinen Pagode, die von einem Teich umgeben wird. Im Hintergrund plätschert ein Mini-Wasserfall und der Garten wird von sehr viel Bambus umrandet. Ein malerisches Idyll mitten in der Großstadt.
Wasser – Spiele
https://miksang498319181.wordpress.com/2020/07/23/wasser-spiele/

Vom Glücklich sein
schreibt Jon Kabat-Zin in Gesund durch Meditation, Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR. Er sieht im Achtsamkeitstraining Parallelen zum Flow. Durch konsequente Übungen erleben wir, dass es uns gelingt, uns immer mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Allmählich können wir besser mit Krankheiten und Schmerzen umgehen und leben. Die Meditation ist ohne Zweifel eine Sinn stiftende Tätigkeit, die auch glücklich macht.
Ich hatte vor einiger Zeit über Fluss Erfahrungen gelesen und berichtet. Das Buch von Jon Kabat-Zin hat mir nochmals verdeutlicht, wie wichtig es ist, etwas zu tun, das Spaß und Freude bereitet. Nur so erlangen wir ein erfülltes Leben. Selbstbestimmt und Glücklich.
Ich habe nochmal meinen Beitrag vom Glücklich sein hoch geladen. Für euch, damit ihr besser versteht, was das Ziel bei MBSR ist.

Was ist eigentlich Glück? Dinge und Ereignisse allein machen nicht glücklich. Mit Geld können wir es auch nicht kaufen. Vielmehr kommt es doch darauf an, wie wir das, was in unserem Leben geschieht, bewerten. Also eine Frage der Definition.
Im Moment lese ich Flow: The Psychology of Optimal Experience von Mihély Csikszentmihlyi, Psychologe. Im Fluss, so Mihély Csikszentmihlyi, sind die Menschen am glücklichsten. Dieser außergewöhnliche Bewusstseinszustand entsteht immer dann, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, auf das wir uns voll konzentrieren und das uns mühelos von der Hand geht. In dem Augenblick der Flusserfahrung, blenden wir alles aus. Wir vergessen sogar die Zeit und emotionale Probleme. Nur noch das Dichten, Lesen, Schreiben , Handwerken, Fotografieren, die Imkerei, der Sport etc. steht im Mittelpunkt.
Habt Ihr denn schon eine transzendente Erfahrung beim Arbeiten gemacht? So ähnlich wird die Frage gewesen sein, die Mihély Csikszentmihlyi bei seinen Untersuchungen gestellt hat. Unabhängig von Alter und Geschlecht, egal welche ethnische, kulturelle und soziale Herkunft der Einzelne hatte; jeder konnte diese außergewöhnliche Sinneserfahrung machen. Sogar beim Lesen oder auf der Suche nach menschlicher Nähe haben einige Befragte dieses intensive Glücksgefühl wahr genommen. Und alle beschreiben diese Bewusstseinsveränderung, als einen besonderen Augenblick der Wachsamkeit, der Stärke. In dem sie alles unter Kontrolle haben und auch das Zeitgefühl verschwindet.
Früher habe ich Kendo und Jodo trainiert. Japanisches Schwertfechten und Stockkampf. Kampfarten, die mit Mentaler Stärke assoziiert werden. Ich bin in diesen Sportarten aufgegangen. Während dem Training war ich immer fokussiert auf die Ausführungen der Bewegungsabläufe, die Grund-/Kampftechniken, die Kata. Im Hier und Jetzt habe ich den Alltag völlig zur Seite geschoben. Kein Gedanke, niemand hat mich abgelenkt.
Ich habe auch nie nach rechts und links geschaut, nie gewertet oder geurteilt. Die Menschen und Dinge einfach so angenommen wie sie sind. Da waren auch keine Ängste, nicht über die Zukunft. Ebola, HIV, Schweinegrippe hatten für mich keine Bedeutung. Nie habe ich mich so sehr mit Krankheiten auseinandergesetzt wie jetzt mit Arthrose oder Covid-19.
Wegen der Arthrose in den Händen, kann ich nicht Kendo und Jodo trainieren. Die Erschütterungen melden sich gleich mit Schmerzen. Und die Isolation ist im Moment auch nicht sehr gut für mich. Ich reflektiere viel. Altes kommt wieder zum Vorschein und fordert von mir Aufmerksamkeit. Zeit, viel Zeit geht dabei verloren. Und mein Arbeitsleben leidet da drunter. Manchmal bleibt dann auch Wichtiges liegen. Und ich habe jetzt schon so viele Ideen, wie ich mit Arthrose besser leben kann. Denn die Gelenkzerstörung lässt sich nicht aufhalten. Dabei denke ich auch an meine Zukunft. Deshalb habe ich ganz viel recherchiert und die Papers warten darauf, gelesen zu werden. Wie soll ich das alles schaffen? In den sozialen Foren posten einige von Euch über die selben Probleme.
In unserem Alltag können wir uns nicht nur auf Eins konzentrieren. Multitasking, das Unmögliche, wird oft von uns verlangt. Gleichzeitig mehrere Dinge erledigen. Die Digitalisierung und damit die Informationsflut fordern eine sehr hohe, schnelle Aufnahmebereitschaft. Manchmal merke ich selbst, wie Chaos in meinem Kopf entsteht. Und dieses Gefühl mag ich gar nicht.

In den Momenten, in denen ich etwas sehe und spontan meine Kamera nehme, Ideen entwickele und fotografiere, vergesse ich alles um mich herum. Die Zeit, den Alltag. Dann steht nur noch das Motiv in meinem Mittelpunkt. Negative Emotionen haben keinen Platz. Selbst Schmerzen spüre ich nicht. Sie werden verdrängt vom Ausprobieren, der Neugier, dem Neuen. Und wenn dann noch schöne, interessante Bilder entstehen, freue ich mich noch mehr. Selbst danach bin ich voller Energie, Tatendrang und habe positive Gefühle.
Das Chaos existiert nicht mehr. Ordnung entsteht in meinem Kopf, weil ich mich im Hier und Jetzt nur noch auf Eins konzentriere. Ich werde dadurch im Kopf frei und kann meine Energie einzig für das Fotografieren einsetzen. Selbst die Bewegungseinschränkungen meiner Hände sind verschwunden.
Von allein stellt sich Lebensfreude nicht ein. Wir müssen für das Glücklich sein etwas tun. Die Tätigkeit darf nicht über- aber auch nicht unterfordern. Der Einzelne sollte mit seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität selbst gewählte Ziele erreichen können. Trotzdem darf die Aktivität ihn an seine Grenzen bringen. Freude kommt auf, auch wenn Schwieriges erledigt und gelöst wird. Durchhaltevermögen wird trainiert. Innere Harmonie entsteht während des Flow. Nichts stört. Wir haben die Kontrolle über diese speziellen positiven Augenblicke. Wichtige Erfahrungen, die unser Bewusstsein verändern werden und die wir für das Leben übernehmen können.
Mihély Csikszentmihlyi empfiehlt, solche positiven Erlebnisse im Alltag zu integrieren. Er schreibt, dass optimale Erfahrungen kultiviert und verteidigt werden müssen. Nur so könnten wir unsere Lebensqualität bestimmen. Sei es ein Hobby oder eine Tätigkeit, die uns Spaß macht. Sogar während der Arbeit kann der Fluss herbei geführt werden.

Mit dem Imkern wird Honig produziert. Nicht nur. Insektenphobien können sogar damit bewältigt werden. Imkerinnen erzählen von der Beutnerei in der Großstadt, dem Sozialwesen Biene und dem Beobachten. Und nicht immer steht dabei der Kommerz im Vordergrund.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)
Der Weg ist das Ziel. Die Abhandlung von Mihaly Csikszentmihlyi erinnert mich an Kendo und Jodo. Zwei japanische Sportarten, bei denen die Schüler aufgefordert werden, an Wettkämpfen und Prüfungen teilzunehmen. Der Sieg und das Bestehen der Prüfungen stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund. Vielmehr erkennt der Einzelne, welche Stärken und Schwächen er hat. Woran er noch arbeiten muss. Und auch bei optimalen Erfahrungen, wie Mihaly Csikszentmihlyi schreibt, ist Feedback wichtig.
Die Erkenntnisse von Mihaly Csikszentmihlyi werden schon längst in der Ergotherapie angewandt. Je mehr positive Erfahrungen wir machen, je mehr wir unsere Angst, Sorgen und Probleme vergessen, desto mehr können wir entspannen. Angenehmes erleben. Glück empfinden. Lebensfreude entwickeln. Wir müssen nur etwas finden, dass uns erfüllt und unserem Leben einen Sinn gibt. Der Flow, bestimmt auch ein Weg um Depressionen zu überwinden.

Csikszentmihlyi, Mihély; Harper & Row. „FLOW: The Psychology of Optimal Experience“ (PDF). Archiviert aus dem Original (PDF) am 25. Februar 2015. Abgerufen am 2. April 2015.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)
Jon Kabat-Zin, Gesund durch Meditation, Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR, O.W. Barth Verlag, 2013
Unter der Lupe
https://miksang498319181.wordpress.com/2020/07/22/unter-der-lupe/
Viel Bewegung soll gut tun bei Arthrose. Darüber habe ich schon oft berichtet. Bei meinen Streifzügen durch die Natur, Spaziergängen und Wanderungen habe ich immer eine Kamera dabei. Sehr schnell finde ich immer wieder Motive, die meine volle Aufmerksamkeit erhalten. Nicht nur Momentaufnahmen entstehen. Ich vergesse dann Zeit und Raum. Kann mich stundenlang draußen aufhalten und möchte nicht mehr aufhören. Bin damit beschäftigt, auszuprobieren und fest zu halten, was und wie ich gerade die Dinge, Menschen sehe.
Das, was ich fotografiere, ist natürlich auch ein Teil von mir. Gehört aber nicht zum Thema Arthrose. Deshalb habe ich einen neuen Blog erstellt, nur über Fotografie. Wer mag, kann gerne einmal vorbei schauen. Über einen Besuch würde ich mich sehr freuen.
MBSR – wie Stress unseren Körper verändert
Die Normalität kommt mittlerweile auch zu mir. Seit dem 15. Mai gehe ich wieder regelmäßig aus. Am liebsten gehe ich hier zu einer griechischen Taverne. Ein schönes kleines Bistro, mit familiärem Feeling. Mutter und Sohn arbeiten im Vordergrund. Auch der Vater ist regelmäßig da und pflegt die sehr herzliche Gastfreundschaft. So manches Gläschen Ouzo und Tsipouro haben wir gemeinsam getrunken.
So einfach und menschlich. Jeder wird so angenommen wie er ist. Jeder ist willkommen. Wenn nicht genügend Tische frei sind, rücken alle zusammen. Interessante Gespräche entwickeln sich. Sogar Freundschaften.
Selbst wenn Spannungen zwischen den Gästen entstehen, wird gemeinsam und diplomatisch nach einer Lösung gesucht. Auch andere Gäste helfen dann, Streithähne auseinander zu bringen. Immerhin leben wir hier in einem kleinen Ort. Wie heißt es so schön: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Ihr könnt mir glauben. Einige sehe ich sogar mehrmals in der Woche.
Ein älterer Mann, der von sich selbst sagt, er hätte viel Glück im Leben gehabt, mischt sich gerne ein. Immerhin hat er viel Geld und kommt deshalb auch viel rum. Und deshalb meint er urteilen zu können. Keinem kann er Seins lassen. Am liebsten hätte er, dass alle so leben würden und so wären, wie er es vorschlägt.
Ist Alter und Geld wirklich ein Indiz für Weisheit? Jon Kabat-Zin, der Begründer von MBSR, sagt, dass wir Menschen uns selbst viel zu ernst nehmen. Wir denken über die Vergangenheit nach und über die Zukunft. Über den Moment, in dem wir gerade leben, reflektieren wir nicht. Wir sind so sehr mit uns beschäftigt, dass wir nicht wahrnehmen, was in uns gerade vorgeht. Nicht unsere Emotionen, unsere Gefühle.

Die Achtsamkeit, das Hier und Jetzt, der gegenwärtige Moment sind nichts esoterisch Verklärtes. Die Achtsamkeit ist real. Sie zeigt uns, wie wir empfinden, uns fühlen in den ganz alltäglichen Situationen. Und daraus entwickeln sich spontan Einsichten. „Die Lösung liegt in Dir.“
Aber auch die anderen annehmen. So wie sie sind. Alles ist richtig, nichts ist falsch. Denn jeder Mensch ist anders. Hat andere Erfahrungen, Erlebnisse und Einsichten. Manchmal sogar Schlimmes. Bis in die Kindheit kann das gehen. Dann ist es doch auch gut Verständnis zu zeigen. Sich in den anderen hinein zu versetzen.

Jon Kabat-Zin ist kein Guru, der uns auf den richtigen Weg führen möchte. Er lädt dazu ein, an einem Experiment teilzunehmen. Eine Möglichkeit sich besser kennen zu lernen. Wir haben bestimmt alle schon erlebt, wie unser Handeln und Können von unserer jeweiligen Tagesform abhängig ist.
Gesund durch Meditation – im Original: Full Catastrophe Living – von Jon Kabat-Zin, möchte uns zeigen, wie wir mit Stress besser umgehen können. Herauszufinden, wie wir die Achtsamkeit am besten in unser Leben integrieren können. Denn Stress macht sich in unserem Körper in vielen biochemischen Prozessen bemerkbar. Bis hin zu Zellveränderungen. Elizabeth Blackburn hat nachgewiesen, dass der Alterungsprozess in Zellen durch Stress beschleunigt wird. Aber auch die Art und Weise wie wir Stress erleben, bestimmt das Zellensterben.
Auch Knorpelzellen und Eiweißbausteine werden verändert. In der Forschung werden Umbauprozesse am Knorpel für den Knorpelabbau verantwortlich gemacht. Interessante Infos zur Entstehung von Arthrose findet ihr auf ndr.de

Ich hatte heute einen unangenehmen Termin auf der Arbeit. Jedenfalls das habe ich gedacht. Heute morgen war ich auch sehr angespannt und genervt. Nichts wollte mir auf Anhieb gelingen. Ich mache mir auch Sorgen, ob ich mich bei den Fahrten im ÖPNV infiziere. Und die Atemnot, die immer aufkommt.
Bewegung ist wichtig bei Arthrose. Das weiß ich. Aber in der letzten Zeit vernachlässige ich das. Obwohl ich doch immer wieder darüber lese und Euch davon berichtet habe. Heute hat es auch geregnet. Also, ich musste mich wirklich überwinden. Sobald ich in der Stadt angekommen war, bin ich gelaufen. Später denselben Weg zurück. 10632 Schritte. Durch den Bethmann Park.

Vor Pfingsten bin ich auch schon mal dort gewesen. Aber es war so windig. Viel zu schwierig vernünftige Aufnahmen zu machen. Und heute war alles anders. Brauchbare Fotografien. Nach dem Termin. Der war sehr angenehm. Und aus ihm wird sich noch Einiges entwickeln.




Jon Kabat-Zin, Gesund durch Meditation, Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR, O.W. Barth Verlag, 2013
Entspannung II. Etwas für die Seele.
Die beiden haben sich sehr gut versteckt. In den Brennnesseln. Da traut sich nicht jeder rein zu fassen. Ein Panicroom.
Ich habe die beiden nur durch Zufall entdeckt. Wer schaut denn auch so genau in so ein Unkraut.
Für mich ist das Spazierengehen immer auch eine Entdeckungstour. Die frische Luft, der Sonnenschein. Auch schon eine Achtsamkeitsübung.
Achtsamkeit ist der Moment in dem ich mich voll konzentriere. Auf Emotionen, eine Situation, einen Menschen. Ohne zu werten. Ich nehme die Dinge so an wie sie sind. Ich lasse alle Gedanken, Gefühle zu und beobachte, wie sie auf mich wirken. Egal ob positiv oder negativ. Ein bißchen esoterisch?
Letztendlich ist das nichts anderes, als sich für sich selbst Zeit zu nehmen. Die Dinge zu überdenken und sich über Positives oder Negatives im Leben klar zu werden. Und natürlich dann auch bewusst darüber zu sein, ob vielleicht eine Veränderung gut wäre.
Angst mich zu verbrennen hatte ich nicht. Die beiden Glücksbringer hätte ich noch ewig beobachten können. Die waren auch im Hier und Jetzt. Gestört habe ich die bestimmt nicht. Meine Anwesenheit haben sie nicht wahrgenommen. Völlig auf sich konzentriert.
Ich denke, ich brauche Euch nichts zu erzählen, über die Schönheit der Natur. Ein Ausflug, Spaziergang ist immer eine kleine Reise.

Im Moment ist ein ganz interessanter Kunstpreis ausgeschrieben. Jeder kann daran teil nehmen. Ob Profi oder Amateur.
Vom Glücklich sein

Was ist eigentlich Glück? Dinge und Ereignisse allein machen nicht glücklich. Mit Geld können wir es auch nicht kaufen. Vielmehr kommt es doch darauf an, wie wir das, was in unserem Leben geschieht, bewerten. Also eine Frage der Definition.
Im Moment lese ich Flow: The Psychology of Optimal Experience von Mihély Csikszentmihlyi, Psychologe. Im Fluss, so Mihély Csikszentmihlyi, sind die Menschen am glücklichsten. Dieser außergewöhnliche Bewusstseinszustand entsteht immer dann, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, auf das wir uns voll konzentrieren und das uns mühelos von der Hand geht. In dem Augenblick der Flusserfahrung, blenden wir alles aus. Wir vergessen sogar die Zeit und emotionale Probleme. Nur noch das Dichten, Lesen, Schreiben , Handwerken, Fotografieren, die Imkerei, der Sport etc. steht im Mittelpunkt.
Habt Ihr denn schon eine transzendente Erfahrung beim Arbeiten gemacht? So ähnlich wird die Frage gewesen sein, die Mihély Csikszentmihlyi bei seinen Untersuchungen gestellt hat. Unabhängig von Alter und Geschlecht, egal welche ethnische, kulturelle und soziale Herkunft der Einzelne hatte; jeder konnte diese außergewöhnliche Sinneserfahrung machen. Sogar beim Lesen oder auf der Suche nach menschlicher Nähe haben einige Befragte dieses intensive Glücksgefühl wahr genommen. Und alle beschreiben diese Bewusstseinsveränderung, als einen besonderen Augenblick der Wachsamkeit, der Stärke. In dem sie alles unter Kontrolle haben und auch das Zeitgefühl verschwindet.
Früher habe ich Kendo und Jodo trainiert. Japanisches Schwertfechten und Stockkampf. Kampfarten, die mit Mentaler Stärke assoziiert werden. Ich bin in diesen Sportarten aufgegangen. Während dem Training war ich immer fokussiert auf die Ausführungen der Bewegungsabläufe, die Grund-/Kampftechniken, die Kata. Im Hier und Jetzt habe ich den Alltag völlig zur Seite geschoben. Kein Gedanke, niemand hat mich abgelenkt.
Ich habe auch nie nach rechts und links geschaut, nie gewertet oder geurteilt. Die Menschen und Dinge einfach so angenommen wie sie sind. Da waren auch keine Ängste, nicht über die Zukunft. Ebola, HIV, Schweinegrippe hatten für mich keine Bedeutung. Nie habe ich mich so sehr mit Krankheiten auseinandergesetzt wie jetzt mit Arthrose oder Covid-19.
Wegen der Arthrose in den Händen, kann ich kein Kendo und Jodo machen. Die Erschütterungen melden sich gleich mit Schmerzen. Und die Isolation ist im Moment auch nicht sehr gut für mich. Ich reflektiere viel. Altes kommt wieder zum Vorschein und fordert von mir Aufmerksamkeit. Zeit, viel Zeit geht dabei verloren. Und mein Arbeitsleben leidet dadrunter. Manchmal bleibt dann auch Wichtiges liegen. Und ich habe jetzt schon so viele Ideen, wie ich mit Arthrose besser leben kann. Denn die Gelenkzerstörung lässt sich nicht aufhalten. Dabei denke ich auch an meine Zukunft. Deshalb habe ich ganz viel recherchiert und die Papers warten darauf, gelesen zu werden. Wie soll ich das alles schaffen? In den sozialen Foren posten einige von Euch über die selben Probleme.
In unserem Alltag können wir uns nicht nur auf Eins konzentrieren. Multitasking, das Unmögliche, wird oft von uns verlangt. Gleichzeitig mehrere Dinge erledigen. Die Digitalisierung und damit die Informationsflut fordern eine sehr hohe, schnelle Aufnahmebereitschaft. Manchmal merke ich selbst, wie Chaos in meinem Kopf entsteht. Und dieses Gefühl mag ich gar nicht.

In den Momenten, in denen ich etwas sehe und spontan meine Kamera nehme, Ideen entwickele und fotografiere, vergesse ich alles um mich herum. Die Zeit, den Alltag. Dann steht nur noch das Motiv in meinem Mittelpunkt. Negative Emotionen haben keinen Platz. Selbst Schmerzen spüre ich nicht. Sie werden verdrängt vom Ausprobieren, der Neugier, dem Neuen. Und wenn dann noch schöne, interessante Bilder entstehen, freue ich mich noch mehr. Selbst danach bin ich voller Energie, Tatendrang und habe positive Gefühle.
Das Chaos existiert nicht mehr. Ordnung entsteht in meinem Kopf, weil ich mich im Hier und Jetzt nur noch auf Eins konzentriere. Ich werde dadurch im Kopf frei und kann meine Energie einzig für das Fotografieren einsetzen. Selbst die Bewegungseinschränkungen meiner Hände sind verschwunden.
Von allein stellt sich Lebensfreude nicht ein. Wir müssen für das Glücklich sein etwas tun. Die Tätigkeit darf nicht über- aber auch nicht unterfordern. Der Einzelne sollte mit seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität selbst gewählte Ziele erreichen können. Trotzdem darf die Aktivität ihn an seine Grenzen bringen. Freude kommt auf, auch wenn Schwieriges erledigt und gelöst wird. Durchhaltevermögen wird trainiert. Innere Harmonie entsteht während des Flow. Nichts stört. Wir haben die Kontrolle über diese speziellen positiven Augenblicke. Wichtige Erfahrungen, die unser Bewusstsein verändern werden und die wir für das Leben übernehmen können.
Mihély Csikszentmihlyi empfiehlt, solche positiven Erlebnisse im Alltag zu integrieren. Er schreibt, dass optimale Erfahrungen kultiviert und verteidigt werden müssen. Nur so könnten wir unsere Lebensqualität bestimmen. Sei es ein Hobby oder eine Tätigkeit, die uns Spaß macht. Sogar während der Arbeit kann der Fluss herbei geführt werden.

Mit dem Imkern wird Honig produziert. Nicht nur. Insektenphobien können sogar damit bewältigt werden. Imkerinnen erzählen von der Beutnerei in der Großstadt, dem Sozialwesen Biene und dem Beobachten. Und nicht immer steht dabei der Kommerz im Vordergrund.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)
Der Weg ist das Ziel. Die Abhandlung von Mihaly Csikszentmihlyi erinnert mich an Kendo und Jodo. Zwei japanische Sportarten, bei denen die Schüler aufgefordert werden, an Wettkämpfen und Prüfungen teilzunehmen. Der Sieg und das Bestehen der Prüfungen stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund. Vielmehr erkennt der Einzelne, welche Stärken und Schwächen er hat. Woran er noch arbeiten muss. Und auch bei optimalen Erfahrungen, wie Mihaly Csikszentmihlyi schreibt, ist Feedback wichtig.
Die Erkenntnisse von Mihaly Csikszentmihlyi werden schon längst in der Ergotherapie angewandt. Je mehr positive Erfahrungen wir machen, je mehr wir unsere Angst, Sorgen und Probleme vergessen, desto mehr können wir entspannen. Angenehmes erleben. Glück empfinden. Lebensfreude entwickeln. Wir müssen nur etwas finden, dass uns erfüllt und unserem Leben einen Sinn gibt. Der Flow, bestimmt auch ein Weg um Depressionen zu überwinden.

Csikszentmihlyi, Mihély; Harper & Row. „FLOW: The Psychology of Optimal Experience“ (PDF). Archiviert aus dem Original (PDF) am 25. Februar 2015. Abgerufen am 2. April 2015.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)










