kann wundervoll sein. Einmal ganz abschalten, nicht an die Arbeit und den Alltag denken, Essen und Trinken nach Lust und Laune, einfach Party machen und unvernünftig sein. Das kann uns für kurze Zeit in einen Glücksrausch versetzen. Denn in unserem Gehirn wird während dem Feiern das Belohnungszentrum aktiviert. Adrenalin, Dopamin und Serotonin werden freigesetzt.
Feste und Partys sind während der Krise nur unter erschwerten Bedingungen möglich, während des Lock down gar nicht. Wie können wir jetzt für gute Laune sorgen. Das Video von Quarks Keine Partys: so holst du dir deine Endorphine anders zeigt einige Möglichkeiten.
Passend zum Video von Quarks ist ein Beitrag mit gleichem Titel online. Dort findet ihr auch Quellen und weitere Infos.
Wie wärs mit einer durchgemachten Nacht. Schlafmangel kann auch Menschen mit Depressionen helfen. Wissenschaftler vermuten, dass dadurch die Nervenzellen besser miteinander vernetzt werden. Niedergeschlagenheit und Antriebsmangel werden schwächer.
Ein Tanz ganz alleine macht auch Glücklich sein. Dabei wird auch das Bindungshormon Oxytocin als auch Dopamin und Serotonin gebildet. Gleichzeitig sinkt der Cortisolspiegel in unserem Körper. Unser körperliches Wohlbefinden wird dadurch gefördert. Koordinationsvermögen, Motorik, Konzentrationsfähigkeit werden trainiert. Identität, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl werden verbessert. (wikipedia) Wir können sogar in Trance kommen oder den Flow erreichen.
Aber auch beim Gaming kann der Flow erreicht werden. Je nachdem was für einen Schwierigkeitsgrad der Spieler auswählt. Das Spiel sollte ihm leicht von der Hand gehen und er sollte seine Fähigkeiten und Fertigkeiten gut mit einbringen können. Das Gaming fordert höchste Konzentration, so dass der Alltag, Zeit und Raum während des Spielens vergessen werden. Auch dabei wird Dopamin gebildet und das Belohnungssystem im Hirn aktiviert wird.
Statt Party können uns auch hohe Geschwindigkeiten den Alltag vergessen lassen. Dadurch können wir den gegenwärtigen Moment erleben und sind hellwach. Dieser Zustand ist vergleichbar mit dem Höhenrausch beim Bergsteigen.
können wir auch in der Natur selbst finden. Ich meine jetzt nicht, dass wir Kräuter und Samen sammeln. Grünflächen und Wälder, vor allem mit Artenvielfalt, wirken positiv auf unsere Psyche.
Quarks bezieht sich in seinem Beitrag Warum tut uns die Natur eigentlich gut auf mehrere Studien. In ihnen wurde herausgefunden, dass in Gegenden mit Grünanteil, weniger Antidepressiva verschrieben werden.
Und auch gegen Stress ist das Leben in der Natur ein hoch wirksames Heilmittel. Eine weitere Studie hat dies bewiesen. Kinder die im Grünen unterrichtet wurden, hatten einen niedrigeren Cortisol Wert.
Bei Menschen mit Arthrose ist oft auffällig, dass ihr Schmerzempfinden unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Einige Betroffene besitzen sogar noch ihre volle Beweglichkeit, obwohl der Knorpelabbau weit fortgeschritten ist. Eine Erklärung dafür ist, dass Ärgernisse, Probleme und Stress auch negative Auswirkungen auf unser Schmerzempfinden haben.
Ich selbst merke das auch hin und wieder. Wenn ich beruflich viel Zeitdruck habe oder persönliche Probleme habe, Dann spüre ich mein arthrotisches Daumensattelgelenk am meisten. Mein Ellenbogen zickt dann genauso. Sobald Ruhe einkehrt, lassen die Schmerzen nach.
und die Einschränkung unserer Kontakte haben ihre Spuren hinterlassen. Auch bei mir.
Die Luft ist raus bei mir. So empfinde ich das im Moment. Diese außergewöhnliche Zeit verlangt uns viel ab. Wir sind eingeschränkt in unserem Leben. Nichts ist mehr so wie vorher. Kein Ausgehen, kein kulturelles Leben, keine Reisen… Alles spielt sich nur noch ab in den eigenen vier Wänden. Die Arbeit, die Freizeit.
Kontakte reduzieren gleich Isolation. Ja, manchmal noch treffe ich andere und unternehme etwas mit ihnen. Selbst noch am nächsten Tag spüre ich die Freude und positive Energie in mir. Doch trotzdem merke ich, dass mir zu vielem die Kraft fehlt.
Nach wie vor gehe ich zum Arbeiten für einige Stunden aus dem Haus. Nein ich arbeite nicht den ganzen Tag in der Firma; nur 5 bis 6 Stunden täglich. Dafür stehe ich schon sehr früh auf und fahre ca. 4:30 Uhr los. Mittags, auf der Rückfahrt schlafe ich meistens ein. Wenn die S Bahn an einer Bahnstation anhält, fahre ich hoch aus meinem Halbschlaf. Das Rucken des Zuges weckt mich dann auf. Ich bin müde. Vom Bahnhof meines Wohnortes laufe ich dann langsam und schlapp nach Hause. Ich sehne mich nach Schlaf. Vor einigen Wochen war das noch anders.
Als ich heute daheim ankomme, hängt eine Jacke an der Garderobe. Ich gehe ein paar Stufen hoch und halte bei der Küche an. Die Tür ist offen und Licht brennt. Ist das Herr Sch… Ich schaue nach. Er lächelt. Ja, er ist es. Seit ein paar Wochen haben wir uns nicht mehr gesehen.
Er ist heute hier, um Marmelade zu kochen. Auf einem großen Brett hat er Orangen liegen, die er sorgsam von ihrer weißen Haut befreit. Das ist wichtig sagt er. Sonst wird sie bitter. Ich koche uns Kaffee und setze mich zu ihm. Wir haben uns viel zu erzählen: was alles passiert ist, aktuell und auch in unserer Vergangenheit. Ein interessantes und langes Gespräch, aus dem ich mich schwer lösen kann. Doch irgendwann muss ich los. Arbeit wartet noch auf mich.
Die Augen sind immer noch müde. Aber ich bin jetzt voller Energie und schlafen möchte ich nicht mehr. Die ganze Müdigkeit und Antriebslosigkeit ist wie weggeblasen. Wieviel Kraft ich durch dieses Gespräch bekommen habe.
Mein Bekannter lebt in einer Seniorenresidenz. Und auch er sagt, dass nichts mehr so ist wie vor Covid 19. Seine Freunde sieht er kaum noch. Sie spüren die Veränderungen auch. Früher hat er für sie gekocht oder einen Kuchen gebacken. Seine Küche war ein Treffpunkt für alle. Nun sitzen er und seine Tischnachbarin beim Mittagessen 2,5m voneinander entfernt; jeder am Kopfende eines langen Tisches. Ältere Menschen hören schlechter. Aus dieser Distanz heraus ein Gespräch zu führen, macht alles noch schwieriger.
Abstand eine Hygienemaßnahme. Bloß niemanden berühren. Der Virus kann in und an jedem sein. Wir wissen nur nicht an wem. Überall kann er uns begegnen und uns befallen. Menschen haben Angst vor einer Infektion und weichen zurück, wenn ihnen jemand näher kommt.
In Japan haben sich Kuschel Cafés etabliert. Junge Japaner sind ihre Zielgruppe. Japanische Erwachsene haben kaum physischen Kontakt miteinander. Sie versuchen auf der visuellen Ebene ihr gegenüber wahr zu nehmen. Die Atmosphäre und Emotionen zu realisieren. Den Jungen Menschen fehlt die körperliche Nähe und Berührungen. 3
Zärtlicher Körperkontakt ist für uns essentiell. Durch ihn werden Endorphine und das Glückshormon Oxytocin in unserem Körper freigesetzt. Sie fördern bei uns Wohlempfinden, helfen beim Stressabbau, stärken unser Immunsystem und senken sogar den Blutdruck. Liebe, Ruhe, Vertrauen werden durch Oxytocin entwickelt. Solche positiven Emotionen können auch durch das Streicheln eines Tieres entwickelt werden.1/2
Massagetherapien nutzen diese positiven Effekte aus. In Studien wurde nachgewiesen, dass bei Krebspatienten Ängste abgebaut werden konnten, Depressionen behandelt und auch Schmerzen reduziert wurden.2
Darum sind Körperberührungen so wichtig beschreibt in seinem Beitrag was alles bei physischem Körperkontakt mit uns geschieht. Unsere Biochemie wird anschaulich erklärt und unsere psychische Entwicklung in Beispielen dargestellt.
Haut an Haut handelt von Berührungen, angenehmen und unangenehmen, Distanz und Isolation zu unterschiedlichen Zeiten. Aus der Sicht von Historikern, Künstlern, Philosophen, Wissenschaftlern wird dargestellt, welche Bedeutung Körperkontakte haben. Bis zum 27.Mai könnt ihr Euch das Video in der Arte Mediathek anschauen.
schreibt Jon Kabat-Zin in Gesund durch Meditation, Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR. Er sieht im Achtsamkeitstraining Parallelen zum Flow. Durch konsequente Übungen erleben wir, dass es uns gelingt, uns immer mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Allmählich können wir besser mit Krankheiten und Schmerzen umgehen und leben. Die Meditation ist ohne Zweifel eine Sinn stiftende Tätigkeit, die auch glücklich macht.
Ich hatte vor einiger Zeit über Fluss Erfahrungen gelesen und berichtet. Das Buch von Jon Kabat-Zin hat mir nochmals verdeutlicht, wie wichtig es ist, etwas zu tun, das Spaß und Freude bereitet. Nur so erlangen wir ein erfülltes Leben. Selbstbestimmt und Glücklich.
Ich habe nochmal meinen Beitrag vom Glücklich sein hoch geladen. Für euch, damit ihr besser versteht, was das Ziel bei MBSR ist.
Was ist eigentlich Glück? Dinge und Ereignisse allein machen nicht glücklich. Mit Geld können wir es auch nicht kaufen. Vielmehr kommt es doch darauf an, wie wir das, was in unserem Leben geschieht, bewerten. Also eine Frage der Definition.
Im Moment lese ich Flow: The Psychology of Optimal Experience von Mihély Csikszentmihlyi, Psychologe. Im Fluss, so Mihély Csikszentmihlyi, sind die Menschen am glücklichsten. Dieser außergewöhnliche Bewusstseinszustand entsteht immer dann, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, auf das wir uns voll konzentrieren und das uns mühelos von der Hand geht. In dem Augenblick der Flusserfahrung, blenden wir alles aus. Wir vergessen sogar die Zeit und emotionale Probleme. Nur noch das Dichten, Lesen, Schreiben , Handwerken, Fotografieren, die Imkerei, der Sport etc. steht im Mittelpunkt.
Habt Ihr denn schon eine transzendente Erfahrung beim Arbeiten gemacht? So ähnlich wird die Frage gewesen sein, die Mihély Csikszentmihlyi bei seinen Untersuchungen gestellt hat. Unabhängig von Alter und Geschlecht, egal welche ethnische, kulturelle und soziale Herkunft der Einzelne hatte; jeder konnte diese außergewöhnliche Sinneserfahrung machen. Sogar beim Lesen oder auf der Suche nach menschlicher Nähe haben einige Befragte dieses intensive Glücksgefühl wahr genommen. Und alle beschreiben diese Bewusstseinsveränderung, als einen besonderen Augenblick der Wachsamkeit, der Stärke. In dem sie alles unter Kontrolle haben und auch das Zeitgefühl verschwindet.
Früher habe ich Kendo und Jodo trainiert. Japanisches Schwertfechten und Stockkampf. Kampfarten, die mit Mentaler Stärke assoziiert werden. Ich bin in diesen Sportarten aufgegangen. Während dem Training war ich immer fokussiert auf die Ausführungen der Bewegungsabläufe, die Grund-/Kampftechniken, die Kata. Im Hier und Jetzt habe ich den Alltag völlig zur Seite geschoben. Kein Gedanke, niemand hat mich abgelenkt.
Ich habe auch nie nach rechts und links geschaut, nie gewertet oder geurteilt. Die Menschen und Dinge einfach so angenommen wie sie sind. Da waren auch keine Ängste, nicht über die Zukunft. Ebola, HIV, Schweinegrippe hatten für mich keine Bedeutung. Nie habe ich mich so sehr mit Krankheiten auseinandergesetzt wie jetzt mit Arthrose oder Covid-19.
Wegen der Arthrose in den Händen, kann ich nicht Kendo und Jodo trainieren. Die Erschütterungen melden sich gleich mit Schmerzen. Und die Isolation ist im Moment auch nicht sehr gut für mich. Ich reflektiere viel. Altes kommt wieder zum Vorschein und fordert von mir Aufmerksamkeit. Zeit, viel Zeit geht dabei verloren. Und mein Arbeitsleben leidet da drunter. Manchmal bleibt dann auch Wichtiges liegen. Und ich habe jetzt schon so viele Ideen, wie ich mit Arthrose besser leben kann. Denn die Gelenkzerstörung lässt sich nicht aufhalten. Dabei denke ich auch an meine Zukunft. Deshalb habe ich ganz viel recherchiert und die Papers warten darauf, gelesen zu werden. Wie soll ich das alles schaffen? In den sozialen Foren posten einige von Euch über die selben Probleme.
In unserem Alltag können wir uns nicht nur auf Eins konzentrieren. Multitasking, das Unmögliche, wird oft von uns verlangt. Gleichzeitig mehrere Dinge erledigen. Die Digitalisierung und damit die Informationsflut fordern eine sehr hohe, schnelle Aufnahmebereitschaft. Manchmal merke ich selbst, wie Chaos in meinem Kopf entsteht. Und dieses Gefühl mag ich gar nicht.
Spiegelungen …
In den Momenten, in denen ich etwas sehe und spontan meine Kamera nehme, Ideen entwickele und fotografiere, vergesse ich alles um mich herum. Die Zeit, den Alltag. Dann steht nur noch das Motiv in meinem Mittelpunkt. Negative Emotionen haben keinen Platz. Selbst Schmerzen spüre ich nicht. Sie werden verdrängt vom Ausprobieren, der Neugier, dem Neuen. Und wenn dann noch schöne, interessante Bilder entstehen, freue ich mich noch mehr. Selbst danach bin ich voller Energie, Tatendrang und habe positive Gefühle.
Das Chaos existiert nicht mehr. Ordnung entsteht in meinem Kopf, weil ich mich im Hier und Jetzt nur noch auf Eins konzentriere. Ich werde dadurch im Kopf frei und kann meine Energie einzig für das Fotografieren einsetzen. Selbst die Bewegungseinschränkungen meiner Hände sind verschwunden.
Von allein stellt sich Lebensfreude nicht ein. Wir müssen für das Glücklich sein etwas tun. Die Tätigkeit darf nicht über- aber auch nicht unterfordern. Der Einzelne sollte mit seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität selbst gewählte Ziele erreichen können. Trotzdem darf die Aktivität ihn an seine Grenzen bringen. Freude kommt auf, auch wenn Schwieriges erledigt und gelöst wird. Durchhaltevermögen wird trainiert. Innere Harmonie entsteht während des Flow. Nichts stört. Wir haben die Kontrolle über diese speziellen positiven Augenblicke. Wichtige Erfahrungen, die unser Bewusstsein verändern werden und die wir für das Leben übernehmen können.
Mihély Csikszentmihlyi empfiehlt, solche positiven Erlebnisse im Alltag zu integrieren. Er schreibt, dass optimale Erfahrungen kultiviert und verteidigt werden müssen. Nur so könnten wir unsere Lebensqualität bestimmen. Sei es ein Hobby oder eine Tätigkeit, die uns Spaß macht. Sogar während der Arbeit kann der Fluss herbei geführt werden.
Mit dem Imkern wird Honig produziert. Nicht nur. Insektenphobien können sogar damit bewältigt werden. Imkerinnen erzählen von der Beutnerei in der Großstadt, dem Sozialwesen Biene und dem Beobachten. Und nicht immer steht dabei der Kommerz im Vordergrund.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)
Der Weg ist das Ziel. Die Abhandlung von Mihaly Csikszentmihlyi erinnert mich an Kendo und Jodo. Zwei japanische Sportarten, bei denen die Schüler aufgefordert werden, an Wettkämpfen und Prüfungen teilzunehmen. Der Sieg und das Bestehen der Prüfungen stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund. Vielmehr erkennt der Einzelne, welche Stärken und Schwächen er hat. Woran er noch arbeiten muss. Und auch bei optimalen Erfahrungen, wie Mihaly Csikszentmihlyi schreibt, ist Feedback wichtig.
Die Erkenntnisse von Mihaly Csikszentmihlyi werden schon längst in der Ergotherapie angewandt. Je mehr positive Erfahrungen wir machen, je mehr wir unsere Angst, Sorgen und Probleme vergessen, desto mehr können wir entspannen. Angenehmes erleben. Glück empfinden. Lebensfreude entwickeln. Wir müssen nur etwas finden, dass uns erfüllt und unserem Leben einen Sinn gibt. Der Flow, bestimmt auch ein Weg um Depressionen zu überwinden.
das Krankheitsbild, die Behandlung, Medikamente, Symptome, Therapien stehen eigentlich im Focus von Arthrotia. Aber Covid-19, die Maßnahmen und ihre Folgen sind nicht zu übersehen. Und ich denke, für uns ist es auch wichtig darüber zu reden, zu lesen.
Kennt ihr das Codewort Maske 19? Wenn ihr dies in einer Apotheke sagt, werden Behörden verständigt. Ein wichtiges Notsignal, wenn Frauen und Kinder zu Hause kontrolliert werden und keine andere Möglichkeit haben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
In Medscape ist jetzt ein interessanter Artikel über häusliche und sexuelle Gewalt während der Quarantänemaßnahmen erschienen. Frauen und Kinder sind davon hauptsächlich betroffen.
Erschöpfung, Angstzustände im Umgang mit fieberhaften Patienten, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche und Unentschlossenheit sind Folgen von Quarantänemaßnahmen. Aber auch die Arbeitsleistung wird davon beeinträchtigt.
Angst und Depressionen erhöhen das Gewaltpotential. Aber auch finanzielle Sorgen, Kurzarbeit und der Verlust des Arbeitsplatzes haben die Gewaltbereitschaft verändert. Und dabei wäre es doch viel einfacher gewesen, die Bürger mehr aufzuklären. Ihnen sinnvolle Tätigkeiten vermehrt anzubieten. Aber auch an ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu appellieren. Medscape hat in einem Beitrag vom 4. März 2020 auf einen Artikel in The Lancet verwiesen. 3166 Studien wurden analysiert und davon 24 Publikationen (mit 22000 Probanden) ausgewertet.
In Zukunft werde ich öfter über Covid-19, seine Auswirkungen, gesellschaftlich, medizinisch schreiben. Zu lange habe ich darüber geschwiegen. Über den Aktionismus und die unvorbereiteten, schlecht überdachten Ad-hoc-Maßnahmen. Dabei hatte unserer Regierung 2012 bereits eine Studie des RKI vorgelegen. Darin wird sogar ein Pandemieverlauf von 3 Jahren prognostiziert. Das alles, was jetzt auf uns noch zu kommt, hätte auch verhindert werden können, durch geeignete Maßnahmen.
Heute war es so weit. Ich habe das Standardwerk zur Meditationspraxis von Jon Kabat-Zin, Gesund durch Meditation, in der Bibliothek abgeholt. Bestimmt 6 Wochen musste ich darauf warten. Ein Meditationsprogramm, das vielversprechend ist. Angst, Depressionen, Erschöpfungszustände, Schmerzen, Stress – sie sollen alle mit MBSR positiv beeinflusst werden. Die Selbstheilungskräfte werden gesteigert. Wir lernen besser mit Krankheiten umzugehen.
Und ich habe noch ein Buch ausgeliehen. Schon letztes Wochenende. Mindfulness, geliebte Achtsamkeit von Edel Maex, Psychologe. Für ihn ist Meditation eine Möglichkeit, das was er in seinem Berufsalltag erlebt, zu verarbeiten und um so besser seine Patienten zu therapieren. Die positive Wirkung von Meditation wollte er auch seinen Patienten vermitteln. Aber wie sollte er seine Erfahrungen in seine berufliche Praxis einbringen. Durch Zufall hatte er damals das Stressreduktionsprogramm von Jon Kabat- Zin kennen gelernt. Eine wissenschaftliche Methode, die in medizinischen Bereichen bereits erprobt und anerkannt war.
Jon Kabat-Zin macht in seinem Vorwort zu Mindfulness – Geliebte Achtsamkeit unsere ständige Erreichbarkeit verantwortlich dafür, dass wir nicht zur Ruhe kommen und zur Besinnung. Was für uns wichtig ist und im Miteinander mit anderen, dürfen wir nicht vergessen. Erst schauen und hören. Fühlen was in einem selbst vor sich geht. Dann handeln.
Achtsames Leben ist aber auch mit Poesie eng verknüpft. So wie wir ein Kunstwerk betrachten und ihm Wertschätzung entgegen bringen, so richten wir unseren Blick auf unsere aktuelle Lebenssituation. In der Achtsamkeit wird nicht nach der Vergangenheit geschaut. Denn die können wir nicht verändern.
Mindfulness – Geliebte Achtsamkeit von Edel Maex lädt dazu ein, sich auf ein achtwöchiges Experiment einzulassen. Die Übungen im Sitzen, Liegen, Bewegungsübungen aus dem Yoga und Gehmeditationen einfach auszuführen. Ohne zu Werten, ohne Erwartungen zu formulieren. Einfach alles auf sich wirken zu lassen.
Edel Maex ergänzt sein Programm mit Texten von Leonard Cohen, der auch die positiven Effekte traditioneller Meditationsübungen für sich entdeckt hat.
Mindfulness – Geliebte Achtsamkeit, Edel Maex, 2018, Junfermann Verlag, ISBN dieses E-Books: 978-3-95571-735-3 (EPUB), 978-3-95571-737-7 (PDF), 978-3-95571-736-0 (MOBI)
Was ist eigentlich Glück? Dinge und Ereignisse allein machen nicht glücklich. Mit Geld können wir es auch nicht kaufen. Vielmehr kommt es doch darauf an, wie wir das, was in unserem Leben geschieht, bewerten. Also eine Frage der Definition.
Im Moment lese ich Flow: The Psychology of Optimal Experience von Mihély Csikszentmihlyi, Psychologe. Im Fluss, so Mihély Csikszentmihlyi, sind die Menschen am glücklichsten. Dieser außergewöhnliche Bewusstseinszustand entsteht immer dann, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, auf das wir uns voll konzentrieren und das uns mühelos von der Hand geht. In dem Augenblick der Flusserfahrung, blenden wir alles aus. Wir vergessen sogar die Zeit und emotionale Probleme. Nur noch das Dichten, Lesen, Schreiben , Handwerken, Fotografieren, die Imkerei, der Sport etc. steht im Mittelpunkt.
Habt Ihr denn schon eine transzendente Erfahrung beim Arbeiten gemacht? So ähnlich wird die Frage gewesen sein, die Mihély Csikszentmihlyi bei seinen Untersuchungen gestellt hat. Unabhängig von Alter und Geschlecht, egal welche ethnische, kulturelle und soziale Herkunft der Einzelne hatte; jeder konnte diese außergewöhnliche Sinneserfahrung machen. Sogar beim Lesen oder auf der Suche nach menschlicher Nähe haben einige Befragte dieses intensive Glücksgefühl wahr genommen. Und alle beschreiben diese Bewusstseinsveränderung, als einen besonderen Augenblick der Wachsamkeit, der Stärke. In dem sie alles unter Kontrolle haben und auch das Zeitgefühl verschwindet.
Früher habe ich Kendo und Jodo trainiert. Japanisches Schwertfechten und Stockkampf. Kampfarten, die mit Mentaler Stärke assoziiert werden. Ich bin in diesen Sportarten aufgegangen. Während dem Training war ich immer fokussiert auf die Ausführungen der Bewegungsabläufe, die Grund-/Kampftechniken, die Kata. Im Hier und Jetzt habe ich den Alltag völlig zur Seite geschoben. Kein Gedanke, niemand hat mich abgelenkt.
Ich habe auch nie nach rechts und links geschaut, nie gewertet oder geurteilt. Die Menschen und Dinge einfach so angenommen wie sie sind. Da waren auch keine Ängste, nicht über die Zukunft. Ebola, HIV, Schweinegrippe hatten für mich keine Bedeutung. Nie habe ich mich so sehr mit Krankheiten auseinandergesetzt wie jetzt mit Arthrose oder Covid-19.
Wegen der Arthrose in den Händen, kann ich kein Kendo und Jodo machen. Die Erschütterungen melden sich gleich mit Schmerzen. Und die Isolation ist im Moment auch nicht sehr gut für mich. Ich reflektiere viel. Altes kommt wieder zum Vorschein und fordert von mir Aufmerksamkeit. Zeit, viel Zeit geht dabei verloren. Und mein Arbeitsleben leidet dadrunter. Manchmal bleibt dann auch Wichtiges liegen. Und ich habe jetzt schon so viele Ideen, wie ich mit Arthrose besser leben kann. Denn die Gelenkzerstörung lässt sich nicht aufhalten. Dabei denke ich auch an meine Zukunft. Deshalb habe ich ganz viel recherchiert und die Papers warten darauf, gelesen zu werden. Wie soll ich das alles schaffen? In den sozialen Foren posten einige von Euch über die selben Probleme.
In unserem Alltag können wir uns nicht nur auf Eins konzentrieren. Multitasking, das Unmögliche, wird oft von uns verlangt. Gleichzeitig mehrere Dinge erledigen. Die Digitalisierung und damit die Informationsflut fordern eine sehr hohe, schnelle Aufnahmebereitschaft. Manchmal merke ich selbst, wie Chaos in meinem Kopf entsteht. Und dieses Gefühl mag ich gar nicht.
Spiegelungen …
In den Momenten, in denen ich etwas sehe und spontan meine Kamera nehme, Ideen entwickele und fotografiere, vergesse ich alles um mich herum. Die Zeit, den Alltag. Dann steht nur noch das Motiv in meinem Mittelpunkt. Negative Emotionen haben keinen Platz. Selbst Schmerzen spüre ich nicht. Sie werden verdrängt vom Ausprobieren, der Neugier, dem Neuen. Und wenn dann noch schöne, interessante Bilder entstehen, freue ich mich noch mehr. Selbst danach bin ich voller Energie, Tatendrang und habe positive Gefühle.
Das Chaos existiert nicht mehr. Ordnung entsteht in meinem Kopf, weil ich mich im Hier und Jetzt nur noch auf Eins konzentriere. Ich werde dadurch im Kopf frei und kann meine Energie einzig für das Fotografieren einsetzen. Selbst die Bewegungseinschränkungen meiner Hände sind verschwunden.
Von allein stellt sich Lebensfreude nicht ein. Wir müssen für das Glücklich sein etwas tun. Die Tätigkeit darf nicht über- aber auch nicht unterfordern. Der Einzelne sollte mit seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität selbst gewählte Ziele erreichen können. Trotzdem darf die Aktivität ihn an seine Grenzen bringen. Freude kommt auf, auch wenn Schwieriges erledigt und gelöst wird. Durchhaltevermögen wird trainiert. Innere Harmonie entsteht während des Flow. Nichts stört. Wir haben die Kontrolle über diese speziellen positiven Augenblicke. Wichtige Erfahrungen, die unser Bewusstsein verändern werden und die wir für das Leben übernehmen können.
Mihély Csikszentmihlyi empfiehlt, solche positiven Erlebnisse im Alltag zu integrieren. Er schreibt, dass optimale Erfahrungen kultiviert und verteidigt werden müssen. Nur so könnten wir unsere Lebensqualität bestimmen. Sei es ein Hobby oder eine Tätigkeit, die uns Spaß macht. Sogar während der Arbeit kann der Fluss herbei geführt werden.
Mit dem Imkern wird Honig produziert. Nicht nur. Insektenphobien können sogar damit bewältigt werden. Imkerinnen erzählen von der Beutnerei in der Großstadt, dem Sozialwesen Biene und dem Beobachten. Und nicht immer steht dabei der Kommerz im Vordergrund.
F.A.Z. Metropol, Nr. 3, April/Mai 2020, Entspannende Emsigkeit, Imkerei als Hobby (metropol.de)
Der Weg ist das Ziel. Die Abhandlung von Mihaly Csikszentmihlyi erinnert mich an Kendo und Jodo. Zwei japanische Sportarten, bei denen die Schüler aufgefordert werden, an Wettkämpfen und Prüfungen teilzunehmen. Der Sieg und das Bestehen der Prüfungen stehen dabei nicht so sehr im Vordergrund. Vielmehr erkennt der Einzelne, welche Stärken und Schwächen er hat. Woran er noch arbeiten muss. Und auch bei optimalen Erfahrungen, wie Mihaly Csikszentmihlyi schreibt, ist Feedback wichtig.
Die Erkenntnisse von Mihaly Csikszentmihlyi werden schon längst in der Ergotherapie angewandt. Je mehr positive Erfahrungen wir machen, je mehr wir unsere Angst, Sorgen und Probleme vergessen, desto mehr können wir entspannen. Angenehmes erleben. Glück empfinden. Lebensfreude entwickeln. Wir müssen nur etwas finden, dass uns erfüllt und unserem Leben einen Sinn gibt. Der Flow, bestimmt auch ein Weg um Depressionen zu überwinden.
Gestern habe ich nochmal die Sonnenstrahlen genossen. Heute soll sich das Wetter ändern. Regen ist angesagt. Morgens war ich beim Aufstehen schon ein bisschen gerädert. Der Kaffee hatte mir auch nicht gut geschmeckt, irgendwie nach Verbranntem. Aber heute schmeckt er mir ganz gut. Ich habe mir sogar noch eine Tasse aufgebrüht.
Ich musste unbedingt in der Stadt einkaufen. Meine Vorräte waren aufgebraucht. Seit der Corona Krise gehe ich nicht mehr so gerne in Geschäfte und fahre ungern mit dem Bus. Die Maskenpflicht macht das alles auch nicht besser. Mir fällt das Atmen schwer und unangenehm warm ist es auch hinter dem Stoff. Ich bewege mich lieber im Freien.
Dann gehe ich lieber, habe ich mir spontan gesagt. Über den Lohrberg, an Apfelbaum Plantagen und Kleingartenanlagen entlang, bin ich in die Stadt gewandert. Die Bäume stehen jetzt in voller Blüte. Das schöne Wetter… Wer weiß, ob in den nächsten Tagen ein Spaziergang möglich ist.
Auf meinem Weg zur Stadt hatte ich Lust die Leica in meinem neuen Smartphone auszuprobieren. Damit zu fotografieren ist schon etwas anderes. Das Einstellen der Blende, der Schärfe, des Objektivs sind nur über Skalierung möglich. Eine Kamera liegt auch anders in der Hand. Da muss ich mich erst dran gewöhnen. Auf meinem Weg hatte ich sehr schnell ein paar interessante Motive gesehen und Ideen waren auch gleich da. Ich war bald so konzentriert auf das Fotografieren, dass ich noch nicht mal mehr auf Autos und andere Spaziergänger geachtet habe.
Nach dem Gehen, Laufen, Wandern fühle ich mich immer besonders gut. Gute Laune und positive Energie. Danach bin ich auch immer hoch motiviert und kann dann noch sehr viel mehr arbeiten. Wenn ich zurück blicke, zu den Zeiten als ich Kendo gemacht habe, war das auch so. Ich bin manchmal direkt nach einem stressigen Tag zum Training gefahren. Oder umgekehrt. Nach einem Wochenendseminar bin ich Sonntagmittag direkt danach zur Arbeit gegangen, 8 Stunden Arbeitszeit, 17 Stunden insgesamt in Bewegung und Arbeit.
Dabei soll ein zu Viel an körperlicher Betätigung gar nicht gut sein. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt in ihren Leitlinien zur Behandlung von unipolaren Depressionen körperliche Aktivitäten; strukturiert, geplant, mehrmals in der Woche. In den Leitlinien habe ich auch eine interessante Meta Analyse über das Spazieren gehen gefunden. Je länger wir zu Fuß unterwegs sind, 20 min. und länger, um so mehr stellen sich die positiven Effekte ein. Von einmal wird sich sicherlich nicht viel verändern. Erst wenn wir regelmäßig und über einen längeren Zeitraum gehen, wird die Stimmungsaufhellung intensiver.
Und auch die Sonne unterstützt die Bildung positiver Gefühle. Treffen Sonnenstrahlen auf die Netzhaut unserer Augen, wird in unserem Gehirn die Produktion von Serotonin, dem sogenannten Glückshormon, angeregt. Außer für gute Stimmung sorgt Serotonin für Gelassenheit, innere Ruhe und Zufriedenheit. Dagegen werden Aggressionen, Angstgefühle, Impulsivität, Kummer und Hunger gedämpft.
In der Abhandlung „Korrelation zwischen Sport und Depression“ von Marilisa Amarosi wird betont, wie wichtig für uns Outdoor Aktivitäten sind. Sporttreibende lernen automatisch diese positiven Effekte zu schätzen. Sie sind dadurch in der Lage abzuschalten, ihren Focus auf Positives und auch Kreatives zu lenken.
Wäre das nicht schön, einmal so wie das Kätzchen zu sein? Immer liebevolle Hände die einen streicheln. Der Futternapf ist immer gefüllt. Kommen und gehen, sich hinlegen und dösen, jederzeit. Ein guter Freund hat das einmal gesagt, beim Anblick seiner Katze. Er ist Projektleiter im Baugewerbe. Immer Termindruck, endlos viele Diskussionen/Streitereien mit Handwerkern und Baufirmen. Alles muss zügig fertig werden. Jeder Verzug kostet Geld. Seine Arbeit hat ihm schon ein Herzkammerflimmern eingebracht. Irgendwann hat er sogar einen besonders stressigen Job gekündigt, aus Angst vor weiteren Herzinfarkten.
Jeden Sommer fährt er ans französische Meer. An einen stillen Landstrich, an dem nicht so viele Touristen sind und trainiert Jodo. 4 Wochen bleibt er dort. Morgens in das Trainingscamp, mittags eine Ruhephase und dann wieder Training bis Abends. So einen Sporturlaub habe ich auch schon gemacht. Natürlich, beim Training vergesse ich alles um mich herum. Ich konzentriere mich auf die Kampftechniken und die Übungen. So dass ich an überhaupt nichts anderes denke. Nur im Hier und Jetzt bin ich dann. Am nächsten Morgen stehe ich gut gelaunt auf und spüre viel neue Energie in mir.
Während der Ausgangsbeschränkungen ist so etwas nicht möglich. Ich habe zwar ein kleines Fitnesscenter in meinem Wohnzimmer aufgebaut. Na Klar, nach meinen Übungen geht es mir gut. Der Körper hat “ Glückshormone “ gebildet. Aber ich kann während meines Trainings nie ganz abschalten. Irgendwie schaffen es bestimmte Quälgeister permanent aufzutauchen und mich abzulenken. Eigentlich, habe ich gedacht, waren sie doch schon längst verschwunden.
Mir ging es doch die ganze Zeit gut. Ich hatte keinerlei Schmerzen mehr. Und jetzt habe ich seit Ostern so ein unangenehmes Reißen im linken Daumen. Und ab und zu ein leichtes schmerzhaftes Pochen. Dabei kann ich doch jetzt meine Hand schonen, in der Isolation. Und bei der Ernährung habe ich doch auf alles geachtet. Sogar auf das Glas Wein am Abend verzichtet.
Ja ich gebe zu, das Süße kann ich nicht sein lassen. Irgendwie habe ich immer wieder gedacht: “ Komm, gönn Dir was in der schweren Krisenzeit.“ Kuchen, Törtchen, Pralinen, Schokoladen, Desserts. Bei ihrem Anblick kann ich ihnen nicht widerstehen. Und wenn ich erst mal einen zuckersüßen Bissen im Mund habe, kann ich nicht mehr aufhören. Selbst meine Bittertropfen können mir dann manchmal nicht helfen. Ich bin ein Zuckerjunkie.
Ich ärgere mich schon die ganze Zeit, dass ich nicht arbeiten kann wie immer. Denn während der Arbeitszeit bin ich voll konzentriert und denke auch nicht über Privates nach. Seit dem Shut down bin ich zu Hause. Normalerweise bin ich viel unterwegs und unternehme viel. Da habe ich gar nicht gemerkt, dass noch eine Parallelwelt in meiner Wohnung existiert. Diese viele freie Zeit, die mir zwangsverordnet wurde, kann ich gar nicht richtig genießen. Über viele Dinge denke ich nach. Wann wird diese Krise endlich vorbei sein. Wie wird es dann auch wirtschaftlich für uns weiter gehen. Überall wird nur mit Dunkelziffern gearbeitet. Deshalb ist eine Planung für die Zukunft nicht möglich. Nur das Abwarten bleibt uns. Ein Kontrollverlust.
Meine Nachbarin hat mich auf einen interessanten Gedanken gebracht. Sie hat im Radio gehört: Langeweile ist gut für den Menschen. Das hat sofort zwei Erinnerungen in mir geweckt. Einmal an das Buch Muße – Vom Glück des Nichtstuns von Ulrich Schnabel. Dieses Buch ist 2010 erschienen und heute noch genauso aktuell wie vor 10 Jahren. Die Digitalisierung, der Schonungslose Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen; das immer
schneller, immer effizienter, ob in der Wirtschaft oder bei uns selbst, lassen uns keine Zeit zur Ruhe zu kommen. Ständig stehen wir unter Druck und Stress. Unser Hirn kann nicht abschalten und neue Energie tanken. Was doch wichtig wäre für neue Ideen und unsere Kreativität.
Sogar jetzt während der Corona-Maßnahmen gelingt uns das Abschalten nicht. Wir denken immer nur an das Weiter. Wir meckern sogar, weil wir all die Ablenkungen, das Shopping, den Konsum, die Völlerei im Moment nicht voll ausschöpfen können. Dabei ist doch die Isolation im Moment auch ein Geschenk. Endlich zur Muße zu finden.
Das zweite ist eine Empfehlung eines Neurologen. Am Anfang meiner Schmerzen hat kein Arzt die Ursache erkannt. Dieser Arzt hat mir damals eigentlich die beste Empfehlung gegeben. Mir eine Auszeit zu nehmen. Er sagte mir auch, dass ich sehr pflichtbewusst wäre. Wie sollte ich das machen. Nicht arbeiten, bedeutet auch finanzielle Einbußen. Welcher Arbeitgeber macht so etwas mit?
Aber ein halbes Jahr später habe ich meinen Job gekündigt. Bereits zwei Monate später waren meine Schmerzen weg. Der Stress und die Belastung waren nicht mehr da. Und ich hatte endlich Zeit gefunden, Ärzte aufzusuchen und über Arthrose zu recherchieren. In dieser Zeit habe ich mich auch sehr viel mit Achtsamkeit, Entspannungstechniken, Übungen zu Gelassenheit, Meditation befasst. Und damals habe ich doch auch dieselben Quälgeister erlebt. Ich hatte sie mir genau angeschaut und entschieden, sie in ihre Parallelwelt zurück zu schicken. Ich habe auch genau gewusst, wie ich das schaffen konnte.
Ich hatte doch diese Studie gelesen und auch selbst über Schmerzen geschrieben. Ach ich weiß auch nicht. Im Alltag, bei der Arbeit war das alles wieder vergessen. Schlechte Gewohnheiten haben sich wieder eingeschlichen. Auch Ulrich Schnabel schreibt, dass wir doch eigentlich wissen, was für uns gut ist. Aber wir trotzdem nicht in der Lage sind, aus dem Hamsterrad raus zu gehen.
Und genau dieser Schritt ist wichtig. Häufig werden Schmerzen auch mit psychosozialen Faktoren, wie Angst, Depressionen, partnerschaftlichen Problemen, Stress, in Zusammenhang gebracht. In der multimodalen Therapie werden deshalb nicht nur Symptome behandelt, sondern Körper und Psyche als eine Einheit betrachtet.
Eine Menge an Unbewältigtem ist in mir. Eingeschlichen in meinen Alltag, zur Gewohnheit geworden. Jetzt habe ich Zeit. Nichts kann mich ablenken. Ich kann endlich inne halten und einen neuen Anlauf nehmen, Ruhe und Frieden in mein Leben zu bringen.
An Arthrose Erkrankte können auch unter Depressionen leiden. Aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen, Dauerschmerz und vielleicht auch wegen Aussichtslosigkeit auf Heilungserfolge.
Depressionen – wie entstehen sie und was passiert im Gehirn.
Kurz nach meiner Diagnose habe ich mir Sorgen gemacht, wie sich bei mir die Arthrose entwickeln wird. Selbst alltägliche Dinge wie das Anziehen von Kleidung, das Spülen, Wäsche aufhängen etc.. verliefen nicht schmerzfrei. Da war dauernd ein unangenehmes Reißen in meiner Hand. Ein Pflegefall werden, das konnte ich mir nicht vorstellen.
Natürlich habe ich auch Angst gehabt, dass ich irgendwann nicht mehr arbeiten kann. Sorgen, dass ich dann auch einen sozialen Abstieg erlebe. Angst vor Altersarmut. Rhizarthrose wird bei mir nicht als Berufserkrankung anerkannt. Und auch heute mache ich mir über all das Gedanken. Was ist wenn…?
Dieses Grübeln nenne ich immer Kopfkino. Die Angst meine Hände falsch zu belasten und damit alles zu verschlimmern, habe ich in letzter Zeit öfter. Selbst beim Arbeiten. Dann höre ich in mich hinein. Ist da ein Schmerz? Nein es ist alles in Ordnung.
Mir geht es gut soweit. Ich lese immer wieder, hier in den Blogs, in Arthrose Gruppen bei Facebook, dass Betroffene auch an psychischen Vorerkrankungen leiden. Bei ihnen bleiben Behandlungserfolge aus. Schmerzen werden unerträglich und kein Medikament, keine Therapie hilft. Und einige von ihnen schreiben offen, dass sie an Depressionen erkrankt sind.
Ein Gruppenmitglied postete, dass Ärzte ihren Eltern prognostizierten, dass sie mit 50 im Rollstuhl sitzen würde. Da war sie 12. Sie ist heute 50 Jahre alt und kann laufen. Sie macht alles ohne darüber nachzudenken. Sonst wird man kirre im Kopf, sagt sie.
Und sie hat recht. Wenn ich arbeite, Sport treibe oder mit netten Menschen zusammen bin, werden meine Gedanken sehr schnell verdrängt. Dann kann ich meine Ängste und Sorgen vergessen.